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Der Maler Gustav Zindel im Dienste der Freundschaft

Das Museum Karlsbad hat einen wertvollen Bilderschatz des Egerländer Künstlers

Vorbildliche Arbeit des Karlovarske Muzeum und Stanislav Burachovic

 

Von B.John Zavrel, Konsul der Republik Tschechien

 

 

Country wedding - father blesses the young couple.

Copyright Foto Zindel-Archiv, Marco-VG, Bonn

 

Karlsbad / New York (mea) Wie man Kunst als Mittel der Freundschaft und Versöhnung einsetzen kann, zeigt die Bilder-Sammlung des Malers Gustav Zindel (1883-1959). Das Museum Karlsbad hat eine ansehnliche Sammlung seiner Werke. Sie ist heute besonders wertvoll, weil sie über den Zweiten Weltkrieg hinweg gerettet wurde. Sie hat die Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland im Jahr 1945 überlebt.

Um so mehr ist all jenen tschechischen Bürgern zu danken, die im Museum die Bilder Zindels als gemeinsames Kulturgut von Deutschen und Tschechen bewahrt haben. Zu den wichtigen Kunsthistorikern gehört dabei Dr. Stanislav Burachovic vom Karlovarske Muzeum im weltbekannten Kurort Karlsbad (Karlovy Vary) in der heutigen Republik Tschechien.

 

Gustav Zindel war ein bedeutender Sudetendeutscher Maler. Er war ein führende Illustrator des Volkslebens im Karlsbader Land. Seine zahlreichen Bilder aus diesem Bereich sind vorrangig dem Karlsbader Lehrer Josef Hofmann (1858-1943) zu verdanken. Er vergab die Illustrationen für seine ethnographischen Studien an die Maler Anton Drumm (1885-1946) und Gustav Zindel. Zindel wurde am 13. August 1883 in Rodenau bei Komotau geboren. Er verstarb am 21. November 1959 in Weipert. In Böhmisch-Wiesenthal befindet sich sein Grab. Der Künstler war nach Vertreibung aus der angestammten Heimat, einem kargen Leben als Zwangsarbeiter und schließlich als Bürger in der Tschechoslowakei ohne Hass im Herzen wegen des erlittenen Unrechts verstorben.

Gustav Zindel ist nicht vergessen. Josef Hofmann schenkte bereits in den 30er Jahren zahlreiche Bilder dem Museum Karlsbad. Es sind heute kunstgeschichtlich und heimatkundlich wichtige Dokumente. Auf den Gemälden und Zeichnungen sind nämlich vor allem zeitgenössische Menschen und Szenen abgebildet. Bürger mit farbigen Volkstrachten, die Darstellung von Volksbräuchen sowie die Abbildung von Architektur der damaligen Zeit machen die Kunstwerke zuglich zu zeitgeschichtlichen Dokumente über Leben, Liebe, Tod und Freude.

Wenn sich traditionsbewusste Deutsche und Tschechen heute im 21. Jahrhundert an diesen Darstellungen gleichermaßen erfreuen, so hat das einen wichtigen Grund: Brauchtum, Musik, Gesang und Trachten hatten im Zusammenleben der Deutschen und Tschechen in der so genannten guten alten Zeit viele Gemeinsamkeiten. Alteingesessene Familien beider Volksgruppen pflegten vielmehr die gleichen Bräuche und Sitten. Nur die Sprachen waren Unterschiedlich, obwohl man sich gegenseitig weitgehend verstand. Dieses enge, friedliche Zusammenleben war ein wertvolles Band, das jedoch durch Krieg und Weltpolitik zerschnitten wurde.

 

 

Waggon in a procession through the village.

Copyright Foto Zindel-Archiv, Marco-VG,Bonn

 

Als vorbildlicher Beitrag zur Versöhnung zwischen Tschechen und den in Deutschland lebenden vertriebenen Sudetendeutschen ist die deutsch-tschechische Ausstellung „Gustav Zindel--Bilder vom Volksleben". Das Egerland-Museum in Marktredwitz in der Bundesrepublik Deutschland hat die repräsentative Schau veranstaltet. Dr. Stanislav Burachovic und Jiri Martinek vom Museum Karlsbad haben die Ausstellung kunstwissenschaftlich Unterstützt. Neben den Leihgaben des Museums haben private Sammler und Familienangehörige des Künstlers Arbeiten des Vaters zur Verfügung gestellt. Vor allem Elfriede Zindel-Haberzettl, die älteste Tochter des Malers, hat wichtige Beiträge zur Ausstellung geleistet. Konzept und Gestaltung hatten die Volkskundlerin Elisabeth Fendl und die Kunsthistorikerin Regina Lohwasser vom Egerland-Museum übernommen. Die Ausstellung wurde außerdem vom Bund der Egerländer ausdrücklich befürwortet, einer Organisation vertriebener Sudetendeutscher. So wurde die Ausstellung ein Musterbeispiel deutsch-tschechischer Zusammenarbeit für ein friedliches Europa.

In diesem Sinn wirkt auch das von Elfriede Zindel-Haberzettl, von Joe F. Bodenstein und Marco Bodenstein (Europäischen Kulturstiftung Berlin) geführte „Archiv Gustav Zindel". Bodenstein hat seit seiner Kindheit einen engen Bezug zur Familie des Künstlers. Gustav Zindel hatte am 24. Februar 1947 von dem damaligen Elfjährigen in Pomeisl (Kreis Podersam) ein Zeichnung gefertigt und sie mit „Seffl Bodenstein" bezeichnet. Sie befindet sich im Zindel-Archiv.

 

 

 

The harvest waggon.

Copyright Foto Zindel-Archiv, Marco-VG,Bonn

 

 

Copyright 2002, Prometheus 83/2002

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, Politics and Science.

Nr. 83, Summer 2002