SS-Obersturmführer Otto Günsche. Archivbild von 1940, Berlin
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Berlin (bpb) Einer der größten Zeitzeugen des Dritten Reiches beging seinen 85 Geburtstag: Otto Günsche. Er wurde am 24. September 1917 geboren. Günsche war der Offizier in der Reichskanzlei, der von Hitler selbst den Auftrag erhalten hatte, einmal seinen Leichnam zu verbrennen. Dies Geschah am 30. April 1945. Günsche bestätigte dem Autor Joe F. Bodenstein in einem Gespräch unter anderem, dass er tatsächlich den Leichnam des Führers" entzündet hat. Zuerst habe Hitlers Sekretär Bormann versucht, mit einem Blatt Papier das Feuer zu entfachen. Schließlich warf Günsche einen brennenden Stoffballen auf den vorher mit Benzin überschütteten Körper.
Wünsche hatte sich am gleichen Tag von der Reichskanzlei in Berlin abgesetzt. Zu seiner Gruppe gehörte Adolf Hitlers erste Privatsekretärin Gerda Christian. Wie diese dem Autor berichtete, erfolgte der Ausbruch aus der Reichskanzlei im Tunnel der Berliner Untergrundbahn Voss-Strasse zum Bahnhof Friedrichstrasse. Dort trennten sich die langjährigen Weggefährten in Hitlers Mannschaft. Otto Günsche geriet schließlich in sowjetische Gefangenschaft und überlebte die Jahre der Gefangenschaft in russischen Straflagern.
Hitlers persönlicher Adjutant Otto Günsche mit seinem Chef. Nach 1945 überlebte Günsche sowjetische Konzentrationslager in Sibirien. Er wurde unter Bundeskanzler Konrad Adenauer nach Westdeutschland entlassen.
Gerda Christian flüchte von Berlin in die westliche amerikanische Zone. Dort wurde sie jedoch von der CIA gefasst und Tage lang verhört. Die Freilassung Günsches aus sowjetischer Gefangenschaft war der Initiative des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer mit zu verdanken. Dem ersten deutschen Kanzler nach dem Krieg war es nach zähen Verhandlungen gelungen, Tausende deutscher Soldaten aus der Sowjetunion zurückzuholen.
Günsche galt als ein tadelloser junger Offizier. Gegen ihn gab es keine persönlichen Schuldvorwürfe. Nach seiner Entlassung fand Günsche Arbeit in der westdeutschen Wirtschaft. Im Geschäftsleben war Günsche hoch angesehen. Er galt als ein Ehrenmann. Gerda Christian gehörte bis zu ihrem Tod vor einigen Jahren zum Freundeskreis Günsches. Der ehemalige Führer-Adjudant hat es trotz höchster Geldangebote aus dem In- und Ausland stets abgelehnt eigene Memoiren mit Kritik an der NS-Zeit oder Hitler zu verfassen.
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