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Gustav Zindel: Sudetendeutscher Bauer Florian Setzer

„Bilder im Exil" des Erzgebirgs-Malers--Vergessenes Leid großer Künstler

 

Von B. John Zavrel

 

Florian Setzer, Portrait of a Farmer by Gustav Zindel, 1947.

("Foto: Zindel-Archiv, Marco-VG)

 

Berlin (bpb) Zu den „Bildern im Exil" des Erzgebirgs-Malers Gustav Zindel gehört eine meisterliche Porträtzeichnung von 1947. Sie stellt Florian Setzer von Strojeditz dar. Er entstammt einem alten deutschen Bauerngeschlecht, das bis zur Vertreibung aus dem Sudetenland im Jahr 1945 seit über 300 Jahren auf einem Erbhof ansässig war. Diese kontinuierliche Leistung des Bauerngeschlechts der Setzer von Strojeditz ist selbst in hochadeligen Familien selten anzutreffen.

Die Glückhafte Begegnung zwischen dem berühmten Maler Gustav Zindel und dem rechtschaffenen Bauern aus dem Sudetenland fand 1947 statt. Beide waren durch Vertreibung gezwungen, in dem Dorf Pomeisel im Landkreis Podersam, Landarbeit bei den Tschechen zu verrichten. Die Entlohnung war schlechte Unterkunft und karges Essen.

Gustav Zindel (13. August 1883--21. November 1959) hatte es mit seiner Familie in das von in Pomeisel einst ansässigen Deutschen gesäuberte Dorf verschlagen, um ungewohnte, harte Feldarbeit zu verrichten. Der einzige Trost Zindels war seine Malerei. So entstanden Porträtzeichnungen von Bekannten und Leidensgenossen. Dazu gehörte Florian Setzer, dessen jüngste Tochter Marie-Luise Josef Franz Bodenstein aus dem Geschlecht derer von Pottenstein-Bodenstein heiratete.

Gustav Zindel war 64 Jahre, als er die Zeichnung fertigte. Er hauste in einer ärmlichen Gesindewohnung auf einem großen Gutshof, der in der Zeit von Präsident Eduard Benes (28. Mai.1884--3.September 1948) enteignet und von Tschechen übernommen worden war. Der kränkelnde Künstler nutzte den einzigen Wohnraum als Atelier, wenn seine Frau und die sechs Kinder auf dem Feld arbeiteten.

„Setzen Sie sich mal da hin", sagte Zindel zu dem älteren Florian Setzer. Und so entstand eine einprägsames Porträt : Florian Setzer mit Pfeife. „Sein anständiges Gesicht und sein unerschrockener Blick hat mich interessiert", sagte Zindel zu seiner Arbeit. Die Zeit und die traurigen Umstände, in der sie entstand, bezeichnete Zindel „als die schlimmste seines Lebens".

Der honorige Maler des Erzgebirges und des Egerlandes war nach Kriegsende wie Millionen Deutsche in der Tschechoslowakei rechtlos. An dieses vergessene Leid großer Künstler soll im Geiste der Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen erinnert werden, wenn von den Schwierigkeiten jüdischer und deutscher Emigranten in den USA während der NS-Zeit gesprochen wird. Thomas Mann, Albert Einstein, Marlene Dietrich und viele andere von Film, Wissenschaft und Kunst hatten jedoch im frei gewählten Exilland bessere Chancen als nach Ende des Zweiten Weltkrieges deutsche Vertriebene in der angestammten Heimat.

Heute, nach vielen Jahren der Ereignisse, ist die seltene Buntstiftzeichnung „Porträt Florian Setzer" eine wichtige Arbeit von Gustav Zindel. Dies gilt um so mehr, als Zindels künstlerisches Lebenswerk in den Wirren von 1945 bis 1950 fast vollständig zerstört wurde. Bis zu seinem Tod hatte er in der alten Heimat keine Chance, öffentliche Aufträge zu erhalten.

("Prometheus 83/2002, Zindel-Archiv, Marco-GV.)

 

 

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Nr. 83, Summer 2002