Dr. Antje Vollmer, Berlin
Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
Dr. Antje Vollmer, Berlin
Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
Berlin/Washington (bpb) Die deutsche Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer hat am 13. März in Berlin ihre Ablehnung eines Kriegs im Irak bekräftigt und einen solchen Militärschlag zusätzlich als „ein Verbrechen an unschätzbaren Kulturgütern" verurteilt. Eine Bombardierung des Irak würde außer der Gefahr für die Zivilgesellschaft auch die unwiderrufliche Zerstörung von Dokumenten der altorientalischen Kulturen in Mesopotamien und Babylonien bedeuten, erklärte die kulturpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im einem Interview mit „Prometheus".
Angesichts der aktuellen Kriegsgefahr in Irak müsse auch vor einer drohenden Zerstörung von Kulturerbe der Menschheit dringend gewarnt werden. „Die vorchristliche Kultur- und Handelshauptstadt Babylon lag nur 90 Kilometer südlich vom heutigen Bagdad entfernt. Herodot schwärmte von dieser prächtigen Stadt. Ihre Hängenden Gärten waren eines der Sieben Weltwunder der Antike", sagte Vollmer. Die Gegend sei archäologisch noch nicht einmal voll erschlossen. Bei der „nicht unwahrscheinlichen Ausweitung des Krieges auf den gesamten Nahen Osten droht also neben dem Leid für die Menschen auch die Auslöschung der letzten Spuren aus den Ursprüngen der abendländischen Kultur", beklagte Vollmer.
Die deutsche Politikerin befürchtet, dass die USA nicht nur einen Regimewechsel im Irak anstreben. Im Südwestrundfunk (SWR) erklärte Vollmer, sie halte es für eine "ganz realistische Gefahr", dass die Bush-Regierung auch in anderen Ländern wie Syrien und Iran einen Wechsel provozieren wolle. Das Ordnungskonzept "der Falken in den USA", beinhalte, dass man "die Demokratie von oben reinbombt". Es sei ein Fehler der deutschen Politik gewesen, sich nicht früh genug mit dieser "Grundstrategie" auseinandergesetzt und nicht-militärische Lösungen aufgezeigt zu haben.
Copyright 2003 West-Art, Prometheus 87, 2003