Porträt Leopold Sedar Senghor von Arno Breker. Bei der Porträtsitzung 1978 sagte der Präsident zum Künstler: "Die Herkunft meines Stammes geht auf die Löwen des Paradieses zurück." Daraufhin fügte der Bildhauer an den Sockel der Büste vier Löwenköpfe.
Paris/Dakar (bpb) Leopold Sedar Senghor ist tot. Der frühere Präsident der Republik Senegal, Dichter und Philosoph starb im Alter von 95 Jahren am 20. Dezember in Frankreich. Die Beisetzung fand im Beisein von fünf afrikanischen Staatschefs am Samstag, dem 29. Dezember 2001 in Dakar statt. Mehrere tausend Menschen erwiesen ihm die letzte Ehre. Senegals moslemischer Präsident Abdoulaye Wade würdigte in einer Trauerrede seinen katholischen Amtsvorgänger: "Senghor hat einen wichtigen Beitrag zur Zivilisation geleistet."
"Es gibt einige Verluste, die nicht ersetzt werden können", sagte Abdoulaye Wade. "Aber die Gesten des Mitgefühls, die uns aus der ganzen Welt erreichten, stärken uns." Senghor war von 1960 bis 1980 Staatspräsident von Senegal. Er verzichtete freiwillig auf sein Amt. Er lebte die letzten 20 Jahre in der Normandie/Frankreich auf dem Gut seiner zweiten Frau Colette.
Mit Senghor ist der älteste Dichter-Staatsmann verschieden. Er stand mit dem tschechischen Präsidenten Vaclav Havel sowie dem Estländischen Präsidenten Lennart Meri in einen Dialog, die als Schriftsteller und Dichter nach dem Untergang der Sowjetunion in die Politik kamen. Senghor war in seinem langen Leben mit zahlreichen Preisen und Ehrungen bedacht worden. Sein Freund, der deutsch-französische Bildhauer Arno Breker, hat ein Porträt von Senghor geschaffen. Dazu sagte der Poet: "Es ist das Antlitz des neuen Afrika. Es ist das schönste, was Künstler von mir gestaltet haben."
Senghor war mit dem deutschen SPD-Bundeskanzler Willy Brandt befreundet, dem langjährigen Vorsitzenden der Sozialistischen Internationale. Der Afrikaner war selbst über einen Zeitraum hinweg der Vorsitzenden der Afrikanischen Sozialistische Internationale.
"Ich bin stolz, ein Neger zu sein"
Senghor war der berühmteste Repräsentant der so genannten Négritude. Das ist der Begriff für die Rückbesinnung der Afrikaner und Afro-Amerikaner auf ihre Wurzeln und afrikanischen Kultur-Traditionen.
Senghor entwickelte die Négritude zu einer philosophischen und politischen Ideologie. Dabei setzte er Négritude mit Afrikanität gleich. Senghor verstand seine Version als einen erweiterten, nicht mehr nur auf Europa ausgerichteten Humanismus.
"Ich bin stolz ein Neger zu sein" (I am proud be be a negro), sagte Senghor einmal. Der francophyle, geniale Afrikaner betonte bewusst, ja beinahe provokativ seine schwarz-afrikanische Herkunft, um der friedlichen, aber intellektuellen Auseinandersetzung der Kulturen ein besonderen Aspekt zu verleihen. "Wirken wir in Geist und Haltung für e i n e Zivilisation der Menschen. Messen wir jedes Volk und jeden Einzelnen nach dem Beitrag der Kultur, der von ihnen geleistet wird."
Senghor war als ein Mann der Kultur auch allen Bereichen der Kunst zugetan. Präsident Senghor unterstützte die Gründung der Europäischen Kultur Stiftung (EKS). Er war wie Frankreichs Präsident Francoise Mitterrand Mitglied des Kuratoriums. Senghor war auch ein Befürworter der Kulturarbeit des US-Museums für Europäische Kunst (MEAUS) in U.S.A.
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