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La Nouvelle École d'Art Classique und Arno Breker

Jean Cocteau sagte schon 1930: Er ist der Repräsentant der neuen Bewegung

 

Von Jean Marais

 

Jean Marais steht Modell für seine Büste im Atelier von Arno Breker, Paris.

Foto Copyright: Marco-VG, Bonn

 

Paris. Wenn wir von der neuen Schule (Ècole Nouvelle) in der Kunst sprechen, dann ist nicht zu vergessen, das der Bildhauer Arno Breker heute (1962) ihr erster Repräsentant ist. Ich erlaube mir daran zu erinnern, dass Jean Cocteau diesen Anspruch für den Freund bereits 1930 erhoben hatte. Damals--beeindruckt von der faszinierenden lebensgroßen Gestalt des Jünglings mit den angezogenen Armen in Paris--sagte Cocteau bereits voraus: dieses Werk ist richtungsweisend für viele Epochen.

Und so war es nicht verwunderlich, dass Cocteau und viele der Künstler und Intellektuellen in Frankreich, die Ausstellung der Werke von Arno Breker in Paris mit großer Freude und herzlicher Wärme aufgenommen haben. Im Katalog zur Ausstellung, zu dem Charles Despiau den Text schrieb, ist diese wichtige Breker-Plastik des Jünglings abgebildet.

Nun ist es nach der Schrecklichkeit des Zweiten Weltkrieges in unserem Jahrhundert heute noch immer für viele Ängstliche nicht opportun, über die Begeisterung für Breker zu sprechen. Ja selbst viele seiner alten „Freunde" distanzieren sich von diesem Künstler, der ein großer Europäer ist und dessen Wurzeln in Frankreich liegen. Und man will es nicht glauben, dass damals während der Okkupation tout Paris dabei war, als die Repräsentanten des Staates Breker geehrt haben und das Museum Rodin für den Künstler einen glanzvollen Empfang gab.

Die Ausstellung seiner Werke im Herzen von Paris wurde von breiten Massen der Bevölkerung und vielen der prominentesten der Gesellschaft besucht, wie etwa: Aristide Maillol, Sacha Guitry, Coco Chanel, Charles Despiau, Pablo Picasso, Daniel-Henry Kahnweiler, Paul Belmondo, Paul Morand, Henry de Montherlant, Ferdinand Celine, Andre Derain, Wilhelm Kempff--und allen voran der Freund aller großen Künste: Jean Cocteau.

Cocteau hatte dabei ein Gefühl der Befriedigung, nach einer langen Periode der in Paris kreierten Kunstrichtungen der Ismen endlich wieder ein Idol zu haben, das so klar, so verständlich, so einwirksam war, wie die sicheren Zeichnungen aus der Hand Cocteaus.

Unter NOUVELLE ÉCOLE--so sagte er mir--verstand Cocteau die neue Richtung, die den idealen Körper des Menschen in den Mittelpunkt der Skulptur stellt. Menschen werden Götter! Arno Breker hatte die Begabung für ein unvergleichliches Schaffen in der Skulptur. Er hatte das glückliche Schicksal in jungen Jahren, der Blüte seines Schaffens, entschlossene Auftraggeber zu haben.

Dass ihm dies nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg in Deutschland zum Verhängnis wurde, ist ein Schicksal von historischer Tragik. Aber die Neue Schule der klassischen Kunst (La Nouvelle École d'Art Classique) wird verbunden sein mit Arno Breker, so lange es keinen besseren Künstler gibt, der ihn in der Schöpfung der Skulptur überragt. Es wird noch Generationen dauern, bis dies gelingen kann, so glaube ich. Oder wer sieht schon einen, der größer als Michelangelo und Arno Breker ist?

 

Copyright Archive Jean Marais, Paris 1970/Marco-VG.

 

 

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Nr. 84, Autumn 2002