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In Deutschland: Präsident Obama wurde mit Hitler verglichen

Helmut Schmidt darf als „weiser alter Staatsmann" alles sagen

Von B. John Zavrel

 

Helmut Schmidt ist ein gern gesehener Gast in politischen Talkshows. Der deutsche Staatsmann ist derzeit auch der beliebteste noch lebende deutsche Alt-Kanzler. Seine Solidarität mit den USA hat Schmidt immer wieder bewiesen. Zugleich hat er offene und kritische Worte nicht gescheut. Sie seien „ein Dienst an der deutsch-amerikanischen Freundschaft".

Foto: N24.de

 

 

Berlin/New York (bpb) Millionen Menschen haben die Politik-Talkshow von Reinhold Beckmann am 22. Februar 2010 in der ARD mit großem Interesse verfolgt. In der Sendung fand der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt weise Worte und verteilte zugleich Kritik an fast alle Seiten. Er sagte auch offen seine Meinung über den ersten farbigen US-Präsidenten Barak Obama.

In der Erörterung über die Rolle von charismatischen Politikern brachte Schmidt den US-Präsidenten sogar in einen Vergleich mit dem Diktator Adolf Hitler. Bei dem globalen Disput über Obama, Afghanistan, China, Holocaust und Israel mach Helmut Schmidt deutlich: er mag in der Politik keine „charismatischen Idealisten" wie Barack Obama, „die immer mehr versprechen, als sie halten können" und zugleich „mehr Unheil" anrichten, als sie selber glauben. Als Beispiele nannte Schmidt dann Hitler, den sowjetkommunistischen Diktator Josef Stalin und Mao Tse-Tung.

Die Reaktion auf solche Worte überraschte: Kein Aufschrei ging durch Deutschland! Hätte sich der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) so geäußert, er hätte sicherlich zurücktreten müssen. Aber Helmut Schmidt darf mit den Lebenserfahrungen von 91 Jahren (fast) alles sagen. Und er sagt meist das, was die ältere Generation auf Grund ihrer Lebenserfahrung ebenfalls so sieht. Die Popularität dieses Staatsmannes ist Parteien übergreifend.

 

Großes Medienecho und Sympathie bei den Deutschen

Das Medienecho war positiv. So schrieb das führende deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" über das TV-Ereignis: Die Atmosphäre der Altersweisheit wird nicht mal dann gestört, wenn Schmidt Barack Obama mit Hitler vergleicht." Wenn Westerwelle das sagen würde, dann gäbe es Rücktrittsforderungen, eine atlantische Krise und einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, schrieb der „Spiegel" weiter.

Dann fügt Spiegel-Autor Reinhard Mohr hinzu: „Wenn Schmidt Obama mit Hitler vergleicht, braucht man sich nicht aufzuregen. Man weiß, wie er es meint. Er ist ein gebranntes Kind des 20. Jahrhunderts, er war, bei aller familiären Nazi-Gegnerschaft, Leutnant in der Nazi-Wehrmacht, eben auch ein Verführter mit deutschem Pflichtgefühl, der beinah bis zum Ende des "Dritten Reichs" nichts von den Konzentrations- und Vernichtungslagern gewusst habe.

 

Reinhold Beckmann ist der Spitzenmann-Mann im Deutschen Fernsehen, der durch Respekt vor seinen Gästen ihnen manche unerwartete Äußerung herauslocken kann. Mit ruhiger Stimme schafft Beckmann eine Atmosphäre der Vertrautheit. Der Verzicht der ARD auf Zuschauer im Studio, trägt dazu bei, dass illustre Männer und Frauen sogar redselig werden.

Foto: ARD

 

Schmidt war in die Sendung mit dem jüdischen Historiker Fritz Stern gekommen. Der 84jährige ist seit vielen Jahren mit dem deutschen Politiker befreundet. Trotz unterschiedlicher Biographien in einem Jahrhundert mit zwei Weltkriegen in Europa und differenzierten Ansichten bei verschiedenen Themen engagieren sich beide für Demokratie, Freiheit und Frieden. Die Journalistin Nina Holley schrieb in der Auflagen starken Zeitung „Hamburger Abendblatt", die Talkshow bei Beckmann mit Schmidt und Stern sei „eine Sternstunde" der Medien gewesen.

 

 

© PROMETHEUS 153/2010

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 153, March 2010