Home | Alexander Order | Latest News


 

 Helmut Kohl im Museum mit Büste von Kurt Arentz

Das „beste Bildnis" des deutschen Staatsmannes im Kreis der Zeitgenossen

 

Von B. John Zavrel

 

Ein historisches Dokument: Bundeskanzler Helmut Kohl bei der offiziellen Übergabe der Büste zum 60. Geburtstag des Kanzlers in der Beethovenhalle der Bundeshauptstadt Bonn. Neben dem gut gelaunten Regierungschef (rechts) sind zu sehen: Wirtschaftsrepräsentant Heinz Annuss, Günther Röhl (Kreispräsident von Plön und Freund von Bundespräsident Carl Carstens), der Bildhauer Kurt Arentz und Bundesverteidigungsminister Volker Rühe.

Foto: Marco-VG, Bonn

 

 

Berlin/Bonn (bpb) Helmut Kohl ist  in Form einer Büste des Bildhauers Kurt Arentz in die Museums-Sammlung berühmter Zeitgenossen aufgenommen. Die Europäische Kultur Stiftung Berlin/Bonn erwarb ein Bronze-Exemplar für das Museum Europäische Kunst. Das Bildnis ist die einzig authentische Büste Helmut Kohl aus dessen Kanzlerzeit (1982 bis 1998)."Es ist zugleich das beste Bildnis des deutschen Staatsmannes", erklärte das Museums-Kuratorium. „Es zeigt einen vitalen Kohl auf dem Zenit seiner internationalen politischen Erfolge."

Die Bronzebüste gehört zu einem Porträt-Zyklus bedeutender Zeitgenossen wie der US-Präsidenten Ronald Reagan, George Bush sen. und Bill Clinton. Hinzu kommen die von Arentz nach dem Leben gestalteten Bildnisse der Bundespräsidenten Roman Herzog, Carl Carstens, Richard von Weizsäcker, Johannes Rau sowie der Bundeskanzler Helmut Schmidt, Willy Brandt, Konrad Adenauer und seines Freundes Charles de Gaulle (Frankreich).

Die Bronze-Porträts der EKS-Sammlung stehen künftig als Leihgaben für Ausstellungen zur Verfügung, erklärte Kurator Thomas Blumann. (Anfragen an: info@europaeische-kultur-stiftung.org) Es sind Zeugnisse einer Epoche fundamentaler globaler Veränderungen, die zum Ende des „Kalten Krieges", der Ost-West-Konfrontation sowie zum Untergang der kommunistischen Sowjetunion führte.

Der Bildhauer Arentz ist ein herausragender Porträtist, der Persönlichkeiten dieser Zeitgeschichte in Büsten festhielt. Die Arbeiten entstanden nicht als „Gefälligkeit", sondern als konkrete Aufträge von sich der Tradition bewussten Personen aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kirche. Durch seine künstlerische Gestaltung hat Arentz die realistische Porträtkunst insgesamt aufgewertet. Nach der Zeit des Personenkults im NS-Regime, der DDR und im kommunistischen Ostblock unter der Führung der Sowjetunion war in den jungen Demokratien Europas die Porträtkunst eher suspekt.

Selbst verdienstvolle Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik in der Bundesrepublik ließen sich über Jahre hinweg nur „im Geheimen" porträtieren. Sie waren in Sorge, dass Aufträge für Gemälde und Büsten falsch gedeutet werden könnten. Zu den ausgezeichneten Porträts von Kurt Arentz gehört auch die Büste des berühmten Nachkriegs-Verlegers Axel Springer, der die Politik der Freiheit, der West-Einbindung sowie der Versöhnung mit den Juden und mit Frankreich des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauers zeitlebens unterstützt hatte. Die Bronze-Büste im Springer-Verlagshaus Berlin findet allgemeine Aufmerksamkeit.

 

 

Hannelore Kohl betrachtet die Porträtbüste ihres Mannes, gemeinsam mit dem Bildhauer Kurt Arentz. Zur Ausstellung im Museum Europäische Kunst (Schloss Nörvenich, NRW) waren mehrere hundert geladene Gäste gekommen. Die Kanzler-Gattin strahlte beim Anblick des  Porträts: „Es ist ein sehr treffendes Bildnis".

Foto: Patzek/Bonn

 

Wegbereiter einer neuen Porträt-Kultur

Bereits zur Kanzlerzeit von Kohl war in der „normalen" deutschen Bevölkerung akzeptiert, dass mehr und mehr Bildnisse verdienten Männer und Frauen geschaffen werden. Die www.europaeische-kultur-stiftung.org hat diese Entwicklung gefördert. Bei der ersten öffentlichen Ausstellung der Kohl-Büste von Arentz im Museum Europäische Kunst hatte die damals sehr populäre Hannelore Kohl die Glückwünsche ihres Mannes überbracht, der an diesem Tag terminlich verhindert war. Angesichts der Bronze sagte die Frau des Kanzlers in Anwesenheit von mehreren hundert geladenen Gästen: „Kurt Arentz ist der Wegbereiter einer neuen Porträt-Kultur in Deutschland". Er setze Maßstäbe, die einzuhalten nicht jedem gelingen mögen, meinte Hannelore Kohl vorausblickend.

Tatsächlich haben in der Folge immer mehr Kunstschaffende den Mut gezeigt, Porträts in der klassischen Tradition des Realismus zu gestalten. Kohl wurde (wie andere Kanzler auch)  schon Kraft Amtes ein Objekt der Kunst und auch ein Opfer der der Künstler. So ist das Ölgemälde mit Kohls Konterfei in der "Galerie der Regierungschefs" im Bundeskanzleramt von Angela Merkel in Berlin nach Ansicht von Kritikeren „in seiner fettleibigen Darstellung ein alter Schinken". Und von Betrachtern ist oft das Bedauern zu hören: „Nee, so hässlich is der Olle Kohl doch gar nicht, wa ?"

Ein sich abzeichnender Porträt-Boom wird nach Meinung von Kunstkennern „auch viele Trittbrettfahrer" unter den Künstlern auf den Plan rufen, die sich durch Unterstützung von Medien wichtig geben wollen. Dabei gilt sicher häufig die philosophische Weisheit des jüdischen Malers Max Liebermann aus den 20er Jahren in Berlin. Auf die Frage, wie er einen anderen Künstler im Vergleich mit dem damaligen berühmten Tierbildhauer August Gaul (1869-1921) einschätzen würde, sagte der alte Herr in seiner Residenz am Brandenburger Tor: „Ja wissen Sie, ein Huf macht noch keinen Gaul."

 

 

© PROMETHEUS 150/2009

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 150, December 2009