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Mildred Scheel stellte alle First Ladies in den Schatten

Die Gründerin der Deutschen Krebshilfe: Meisterleistung mit großer Nachwirkung

 

Von bpb-Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

 

Bundesforschungsministerin Annette Schavan (unser Bild) hat in der Deutschen Krebshilfe einen kompetenten und verlässlichen Partner für das aktuelle Krebsforschungs-Projekt gefunden. Hauptgeschäftsführer Gerd Nettekoven: Ein zukunftsweisendes Beipiel !

Foto: bmf/Marco

 

Berlin/Bonn (bpb) Die Ärztin Mildred Scheel hat als Frau des Bundspräsidenten alle bisherigen deutschen „First Ladies" in den Schatten gestellt. An der Seite des damaligen Staatsoberhauptes Walter Scheel gründete sie aus eigenem Antrieb die „Deutsche Krebshilfe". Diese Meisterleistung hat seit Jahrzehnten große positive Nachwirkungen. Dies war gerade wieder in Berlin erkennbar, wo am 9. Juni 2009 das „Nationale Konsortium für Translationale Krebsforschung" vorgestellt wurde. Ziel ist, wissenschaftliche Erkenntnis schnellstmöglich in der Praxis den Kebskranken zu gute kommen zu lassen.

Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) präsentierte gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) das bisher einzigartige Konzept. „Es ist wichtig, aktuelle Ergebnisse der Krebsforschung noch schneller in die Patientenversorgung zu überführen. Dies wollen wir mit der Gründung des Konsortiums verwirklichen", sagte Schavan. Der Finanzbedarf beläuft sich auf jährlich 40 Millionen Euro.

„Es war immer das Bestreben der Deutschen Krebshilfe, als private Organisation gemeinsam mit der Öffentlichen Hand große Projekte umzusetzen und somit Synergien zu schaffen", betonte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, vor der Presse in Berlin. „Abgesehen von der Sinnhaftigkeit, dass bedeutende private Initiativen und Politik kooperieren sollten, können nur gemeinsam ambitionierte Programme geschultert werden", sagte der Krebsexperte. Das angekündigte Gemeinschaftsprojekt sei „ein hervorragendes, zukunftsweisendes Beispiel einer solchen Partnerschaft", betonte Nettekoven.

Die Initiatoren machten sich die Erkenntnis von Mildred Scheel zu Eigen: Ohne Forschung kein Fortschritt. Das gilt ganz besonders für die Krebsmedizin. Die Heilungschancen der Betroffenen können nur dann weiter erhöht werden, wenn Forschungsergebnisse rasch aus dem Labor in den klinischen Alltag überführt werden. Dieser Forschungstransfer, auch „Translationale Forschung" genannt, soll nun in Deutschland optimale Rahmenbedingungen erhalten. Darüber sind sich Bundesforschungsministerin Schavan, Gerd Nettekoven und Professor Dr. Otmar D. Wiestler, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums, einig.

 

Deutschlands Spitzenposition in der Krebsforschung ausbauen

„Jährlich erkranken mehr als 436.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs, 210.000 Patienten versterben jedes Jahr daran. Deshalb ist es wichtig, aktuelle Ergebnisse der Krebsforschung noch schneller in die Patientenversorgung zu überführen. Dies wollen wir mit der Gründung dieses Bündnisses verwirklichen", sagte Schavan. „Wir wollen Deutschlands Spitzenposition in der Krebsforschung weiter ausbauen."

"Kernaufgaben des Bündnisses sind der Aufbau und die Nutzung von leistungsfähigen translationalen Forschungseinheiten an bundesweit vernetzten Partnerstandorten. Das DKFZ in Heidelberg wird als Kernzentrum mit ausgewählten Partnern an Universitätskliniken an bis zu sechs Standorten kooperieren. „In diesem Verbund werden dem DKFZ exzellente Partner zur Seite gestellt, welche Zugang zu Patienten, Proben und einem leistungsfähigen klinischen Umfeld gewähren. Im Gegenzug erhalten die Standorte Zugang zu den Forschungsprogrammen des DKFZ", führte Schavan aus. Die Auswahl der Standorte wird durch ein mit internationalen Experten besetztes Gremium erfolgen. Eine Entscheidung soll Anfang 2010 fallen.

„Die Krebsforschung in Deutschland hat in den vergangenen Jahren einen enormen Erkenntnisgewinn zu verzeichnen. Wir verstehen immer besser die wesentlichen Ursachen und Entstehungswege von Krebserkrankungen. Nun kommt es darauf an, dieses Wissen möglichst rasch und direkt in die klinische Versorgung krebskranker Menschen zu transportieren", erklärte Professor Otmar D. Wiestler, Vorstandsvorsitzender des DKFZ in Heidelberg. „Am Deutschen Krebsforschungszentrum haben wir durch die Gründung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen eine einzigartige Expertise für die enge Vernetzung von Grundlagenforschung und Klinik aufbauen können. Damit haben wir die besten Voraussetzungen dafür geschaffen, unter der Federführung unseres Zentrums die translationale, also die anwendungsnahe Krebsforschung, in Deutschland zu koordinieren und voranzutreiben."

 

Ohne Forschung kein Fortschritt", sagt auch DKFZ-Vorstandsvorsitzender Prof. Otmar D. Wiestler. Das gelte ganz besonders für die Krebsmedizin. Moderne Computertechnik sind wichtige „Arbeitsmittel" der Mediziner und Forscher.

Foto: dkh/Marco

 

 

Ministerium und Deutsche Krebshilfe wirken auch international

Gleichzeitig gab Ministerin Schavan bekannt, dass das Forschungsministerium und die Deutsche Krebshilfe gemeinsam die Beteiligung eines Deutschen Forschungskonsortiums am „Internationale Cancer Genome Consortium" (ICGC) ermöglichen. Beide Partner stellen insgesamt rund 15 Millionen Euro über fünf Jahre zur Verfügung. Damit soll ein Beitrag zur Bekämpfung von Tumorerkrankungen mit besonders hoher Sterblichkeit geleistet werden.

Ziel des ICGC ist, die genetischen Veränderungen in Tumoren aller menschlichen Organsysteme zu analysieren, um neue und bessere Anwendungen in den Bereichen Diagnose, Therapie und Prävention für die jeweiligen Krebserkrankungen zu ermöglichen und individuell anpassen zu können. Die Ergebnisse werden der Wissenschaft zur Verfügung gestellt, damit basierend auf diesen Grundlagen umgehend weitergearbeitet werden kann. Der Start des Projekts ist im Herbst 2009 geplant. Das ICGC ist ein biomedizinisches Großprojekt, zu dem sich führende Krebsforscher weltweit zusammengeschlossen haben.

 

Was ist von anderen First Ladies geblieben ?

Zurück zu den First Ladies und was an sie erinnert: Die Bundesrepublik Deutschland zählt bisher neun First Ladies. Den Anfang machte die Lehrerin Elly Heuss-Knapp (1881-1952), Ehefrau des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss. Sie gründete 1950 das Deutsche Müttergenesungswerk. Die zweite „First Lady" und älteste unter den Hohen Damen, Wilhelmine Lübke (1885-1981), gründete das Kuratorium Deutsche Altenhilfe Es folgten Hilda Heinemann, die sich den schönen Künsten widmete. Dann kam Mildred Scheel. Nachfolgerin an der Seite eines Bundespräsidenten war die Ärztin Veronica Carstens mit Interesse für medizinische Themen. Marianne von Weizsäcker beliess es bei der von Beratern gemachten Ankündigung, sie wolle den Drogen den Kampf ansagen. Christiane Herzog starb zu früh, um die von ihr gegründete Mukoviszitose-Bewegung weiter aufbauen zu können. Von Christina Rau, der einst jüngsten „First Lady" blieb in Erinnerung, dass sie auf einer von ihr arrangierten Modenschau im Schloss Bellevue auch ihre Tochter auftreten ließ. Die einstige Lehrerin Eva Köhler, Ehefrau von Bundespräsident Horst Köhler in zweiter Amtsperiode, zählt wie auch ihr Mann nach Umfragen im Volk zu den eher unbekannten Wesen. Umso heller strahlt das Licht der schon zu Lebzeiten charismatischen Mildred Scheel. Die Ärztin hat den Kampf gegen Krebs zu einer fundierten Bürgerinitiative gemacht, der nach Jahrzehnten heute noch verantwortungsbewusste Menschen die Treue halten. (8.6.2009)

 

 

© PROMETHEUS 144/2009

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 144, June 2009