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Alte Familien: Der Birkenhof in Nörvenich

Nach der Umsiedlung die Tradition der Väter fortgesetzt

 

Von Joe F. Bodenstein

 

 

Blick auf den neuen „Birkenhof" in der Großgemeinde Nörvenich. Er wurde nach der Umsiedlung von der Familie Bruno und Trude Kremer 1968 aufgebaut.

© Foto: Archiv K.H.Jansen

 

 

Nörvenich (bpb) Das Gebiet zwischen Köln--Aachen--Euskirchen ist eine geschichtsträchtige Region. Dazu gehört auch die ehemalige Grafschaft Noervenich. Durch diese heutige Großgemeinde im Kreis Düren führte bereits vor 2.000 Jahren die sogenannte Römer-Straße von Köln nach Zülpich. Die Führung dieses Verkehrsweges ist heute noch zu sehen. Sie blieb eine wichtige Verbindungsstrasse.

Geschichte und Kultur der Region haben zu allen Zeiten nicht nur der Adel sondern in besonderem Maße die Bauern und Bürger geprägt. Dabei spielten Landwirtschaft und Handwerk eine stabilisierende Rolle. Aus Ihnen sind bis heute „alte Familien" hervorgegangen, die bei allem Fortschritt der wechselnden Zeiten Tradition und christlich-abendländisches Kulturgut erhielten.

Zu den „neuen alten Familien" gehört in Nörvenich auch die Familie des Landwirtsehepaares Bruno und Trude Kremer vom „Birkenhof". Zur Bewahrung der Geschichte dieses Geschlechts und des Umzugs des Hofes von Oberbolheim nach Nörvenich, hat das Ehepaar ein Faltblatt herausgegeben. Bei der Mitgestaltung hat Karl Heinz Jansen von der Gemeinde Nörvenich geholfen. Wer Anregungen für ähnliche kurze Familiengeschichten sucht, sollte sich an ihn wenden: k.jansen@noervenich.de

 

 

Alter Lageplan des früheren Grundbesitzes der Familie Kremer in Oberbolheim.

© Foto: Archiv K.H. Jansen

 

 

Von alter Zeit bis heute

Das Faltblatt über den Birkenhof wird auch im Schloss-Archiv Bodenstein zu Nörvenich aufbewahrt. Es hat folgenden Wortlaut:

„Wer früher von Nörvenich über den „alten Kirchpfad" nach 1.500 Meter aus dem Nörvenicher Wald trat, sah hinter der grünen Auenlandschaft einen beschaulichen Ort, das kleine Neffalbach-Dorf Oberbolheim. Einige behäbige Bauernhöfe, mehrere kleine Häuser und etwas abseits eine romanische Kapelle, schön zwischen Wald und Heerweg (Heute Bundesstrasse 477) gelegen. Vom Heerweg aus war der Blick auf Oberbolheim, mit dem Wald im Hindergrund, noch reizvoller. Der Ortsname mit der Endung „ &endash; heim" zeugt von einer frühfränkischen Gründung dieser Ansiedlung.

Hier kaufte 1905 mein Großvater Heinrich Ripp, Sohn von Reiner Ripp und Anna Maria geborene Badenheuer, verheiratet mit Ottilie geb. Kenntenich aus Sindorf, eine geschlossene Hofstelle. Diese Lag auf Flur 3, Nr. 32, und war bebaut mit einem Hof ganz aus Fachwerk fränkischer Art, sowie einer Gastwirtschaft. Dazu kaufte er fünf Hektar Ackerland. Sie hatten vier Töchter.

1944 starb Heinrich Ripp und seine Tochter Agnes bewirtschaftete den landwirtschaftlichen Betrieb mit Franz Bauer. In das Wohnhaus zogen meine Eltern Heinrich Kremer und Maria geb. Ripp mit ihren drei Söhnen. Das Ackerland wurde unter den vier Töchtern Ripp real geteilt.

1958 heiratete ich, der älteste Sohn, die Landwirtstochter Trude Kelleners aus Dorsfeld bei Blatzheim. Wir übernahmen 1960 den landwirtschaftlichen Betrieb und die Gastwirtschaft. Unsere fünf Kinder wurden geboren: Irene, Walter, Werner, Hildegard und Beate.

Im Jahr 1967/68 kam für Oberbolheim eine einschneidende Änderung. Das gesamte Dorf, ausgenommen die Kapelle St. Antonius, wurde von der Bundesrepublik Deutschland angekauft und dem angrenzenden Flugplatz Nörvenich zugeschlagen. Alle Einwohner mussten umsiedeln.

Der von meinem Großvater gekaufte Besitz Oberbolheim, Flur 32, Nr. 32, musste geteilt werden. Die Gastwirtschaft wurde in Blatzheim neu gebaut. Der etwa 30 Hektar große landwirtschaftliche Betrieb, den meine Frau und ich seit dem 1. Januar 1960 bewirtschafteten, wurde 1968 in Nörvenich, Flur 20, Nr. 24, mit Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude neu gebaut, der „Birkenhof".

Am 24. Juli 1968 bezogen wir mit vier Kindern Irene, Walter, Werner und Hildegard den Birkenhof. Beate kam 1978 in Nörvenich dazu. 1972 bauten wir neben der bestehenden Halle mit Kuhstall eine zusätzliche Allzweckhalle. Die erste Halle mit dem Kuhstall wurde 1981 zum Boxenlaufstall für 60 Milchkühe mit Nachzucht ausgebaut. Sie wurde um eine weitere Fress- und Liegehalle vergrößert. 1993 bauten wir ein zweites Wohnhaus als Altenteil.

Der Betrieb wurde durch Zukauf und Zupacht auf rund 100 Hektar erweitert. 1997 heiratete Sohn Werner Claudia, geb. Meyer, aus Nörvenich und übernahm den Birkenhof. Die vier Kinder Hannah, Jonas, Lena und Lars brachten junges Leben auf den Hof. Werner erweiterte den Birkenhof um eine weitere Halle und ein drittes Wohnhaus.

Wir wünschen unseren Kindern mit Ihren Familien für die Zukunft Glück und Erfolg mit Gottes Segen."

 

 

© PROMETHEUS 129/2008

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 129, March 2008