Home | Alexander Order | Latest News


Ein historisches Ereignis: 600 Jahre St. Sebastianus-Schützenbruderschaft

Zwei Tage Feiern und Festlichkeit auf Schloss Nörvenich

 

Von Thomas Blumann

 

Erinnerungsfoto vom Ehrentag im Mai 2008. Vor der Fahne der Schützen (von links nach rechts) sind zu sehen: Schützenkönig der Bruderschaft und Bezirksschützenkönig Karl-Josef Bell, Joe F. Bodenstein (Europäische Kultur Stiftung Berlin), Brudermeister Alois Thanner und Bezirks-Bundesschützenmeister Franz Josef Hallstein.

© Foto Marco-VG, Bonn

 

 

Nörvenich (bpb) Ein historisches Ereignis von besonderer Art: Das 600jährige Jubiläum der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft 1408 Nörvenich im Jahr 2008. An zwei Tagen fanden auf Schloss Nörvenich (Kreis Düren, NRW) Veranstaltungen statt (24. und 25. Mai). Dazu gehörten: Feierstunde im Rittersaal, Ausstellung von Sammelstücken des Traditionsvereins, Bürgerfest auf dem Schloßhof und Schießübungen für Jugendliche. Hinzu kam ein Vortrag von Frau Dr. Britta Spies (Rheinisches Schützenmuseum Neuss, NRW) über die Geschichte der Schützen im deutschen Sprachraum.

Bürgermeister Hans Jürgen Schüller (Großgemeinde Nörvenich) betonte in seiner Ansprache im Rittersaal die große Bedeutung von Vereinen in einer Gemeinde. Das Engagement der Bürger in Traditionsvereinen, im sozialen, sportlichen und kulturellen Bereich zeuge von Gemeinsinn und Zusammenarbeit. Die St. Sebastianus-Schützen seien „ein gutes Vorbild" für Traditionspflege und bürgerliches Engagement, lobte Schüller.

Schützenbrudermeister Alois Thanner begrüßte unter den Ehrengästen den Ortsgeistlichen Pfarrer Raphael Häckler und Schloßherrn John G. Bodenstein. Verdiente Mitglieder der Schützenbewegung saßen bei der Eröffnung in der ersten Reihe wie Ehrenbrudermeister Georg Wilde, der sich um dem Aufbau der Schützenvereins nach 1945 besonders verdient gemacht hatte. Ferner dabei waren u.a. Karl-Josef Bell, Schützenkönig und Bezirksschützenkönig (Düren-Ost) sowie Bezirksbundesschützenmeister Franz-Josef Hallstein.

Ein ergreifender Höhepunkt des Festaktes im Rittersaal war das von Pfarrer Raphael Häckler angeführte gemeinsame Gebet. Dem folgte der priesterliche Segen für die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft und die Bürger der Großgemeinde.

 

Dank allen Frauen und Männern für das Engagement

Als Festredner schloß sich Joe F. Bodenstein von der Europäischen Kultur Stiftung (Berlin) der Würdigung der Schützen durch Bürgermeister Schüller an. Er hob zusätzlich die großartigen Leistungen der gesamten Schützen-Familien hervor, von denen sich auch viele Frauen und Jugendliche um die Gestaltung der Festlichkeiten Verdient gemacht haben.

Bodenstein würdigte die Leistung, durch Beharrlichkeit und treue Pflege des Brauchtums nun, im Jahre 2008, eine der ältesten Schützenbruderschaften in Deutschland geworden zu sein. „Allen Aktiven der Schützenbruderschaft von einst bis heute gebührt hoher Respekt für die Bewahrung einer guten Tradition."

Ebenso sei den Familien für das Verständnis zu danken, wenn Angehörige sich der Schützenbruderschaft anschließen. In den Dank sind die Ehefrauen und Freundinnen der Schützenbrüder eingeschlossen. Zugleich verdienten alle Männer und Frauen, die in den letzten Jahrhunderten die Schützentradition in diesem Bunde wach hielten, stets ein ehrendes Gedenken.

Der Heimat verbundene Traditionsvereine im allgemeinen und Schützenbruderschaften im Besonderen seien wichtige Bestandteile des kulturellen christlich-abendländischen Lebens. Und dies dürfe sich im deutschsprachigen Raum eines heute sich vereinenden Europas nicht ändern, betonte Bodenstein.

 

Zurück zu den wurzeln

Das Jahrhundert-Jubiläum der Schützen sei auch ein erneutes Gedenken an den Heiligen St. Sebastian. Die Schützenbruderschaft Nörvenich hat eine Abbildung dieses Heiligen der katholischen Kirche in ihr Wappen aufgenommen. Darunter steht der Wahlspruch: Glaube--Sitte--Heimat. Diese Vorgabe weist auch den richtigen Weg für das gute Zusammenleben in einer Gemeinschaft. Sie ermutigt und ermahnt uns, selbst diese Vorgabe als persönlichen Maßstab für Tun und Handeln zu sehen.

Die Geschichte der Schützen in Nörvenich ist eng mit der langen Historie der Grafen von und zu Nörvenich verbunden. Aktenkundig ist unter anderen der Adelsmann Werner von Vlatten, der bereits 1394 seinen Amtssitz von der heute völlig verfallenen „Alten Burg" im Wald von Noervenich in das jetzige Schloss Nörvenich (Gymnicher Burg) verlegt hatte. „Es scheint der Vorsehung zu entsprechen, daß seit dem Einzug der ‚neuen Burggrafen' auf Schloss Nörvenich im Jahr 1980 auch St. Sebastian zu den Familienheiligen im historischen Bauwerk gehört" erklärte Bodenstein.

So seien die Schützen in der Formation der St. Sebastianus-Bruderschaft wieder zum Ausgangsort ihrer Gründerzeit zurückgekehrt. Damit machten die Jubiläumsfeiern auf Schloss Nörvenich das Gedenken zusätzlich zu einem besonderen Ereignis.

Schützen und Adel, Schützen und Kirche verbinden traditionsreiche Bande, sagte Bodenstein. „Der Adel hielt seine schützende Hand über die Bruderschaften und im Gegenzug schützen und verteidigten die Schützen sehr oft ihre adeligen

Herren und damit auch ihre Heimat, ihre Familien mit Haus und Gut."

Abschließend erinnerte Joe F. Bodenstein an seine jüngste Begegnung mit Papst Benedikt XVI. im Vatikan. Unter diesem erlebnisstarken Eindruck schloß der Laudator wörtlich:

 

„Und für die Analen der Geschichte sei hier noch dies vermerkt:

Unser Treffen aus Anlaß des Schützen-Jubiläums am heutigen Samstag, dem 24. Mai Anno Domini 2008 auf Schloss Nörvenich findet statt in der Amtszeit des Bürgermeisters der Großgemeinde Nörvenich, Herrn Hans Jürgen Schüller, und in der Zeit des Pontifikats des Heiligen Vaters auf dem Stuhle Petri in Rom. Papst Benedikt XVI., geboren als Joseph Ratzinger in Deutschland. Glück auf und Gottes Segen für uns alle."

 

 

© PROMETHEUS 133/2008

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 133, July 2008