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Deutsche Krebshilfe meldet Erfolg: Masern-Viren gegen Krebs

Forschungsprojekt mit 464.000 Euro aus Spenden der Bürger gefördert

Von Parlamentskorrespondent Joe F. Bodenstein

 

 

Andy Warhol schuf dieses Porträt von Mildred Scheel, der Gründerin der Deutschen Krebshilfe. Die Röntgenärztin hatte als Frau des deutschen Bundespräsidenten Walter Scheel die Hilfsorganisation gegründet. Sie ist inzwischen die größte Bürgerinitiative in Europa im Kampf gegen Krebs geworden. Warhol hatte die damalige „First Lady" in Bonn am Rhein besucht und über sie gesagt: „Diese Frau berührt die Menschen und sie wird eine Wohltäterin der Menschheit werden!"

Foto: Hermann Wünsche

 

Berlin/Heidelberg (bpb) Die internationalen Fortschritte in der Krebsforschung haben dazu beigetragen, neue und immer wirkungsvollere Therapien gegen Krebs zu entwickeln. Krebsforscher in Deutschland und in den USA belegen im internationalen Vergleich Spitzenplätze. Ein Glücksfall für Wissenschaftler in der Bundesrepublik ist die Deutsche Krebshilfe Die gemeinnützige Organisation ist nämlich der bedeutendste private Förderer der Krebsforschung in Deutschland. Allein im Jahr 2012 investierte die Deutsche Krebshilfe rund 40 Millionen Euro in die onkologische Forschung. Die Mittel kommen aus Spendengeldern der Bürger, die der von der Ärztin Dr. Mildred Scheel gegründeten Hilfsorganisation seit Jahrzehnten die Treue im Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs halten.

Eine vielversprechende Nachricht gab die Organisation im September 2013 in Bonn bekannt: Masernviren sollen zukünftig helfen, Tumoren zu zerstören. Wissenschaftlern des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg ist es gelungen, die Viren so zu programmieren, dass sie ausschließlich Krebszellen befallen. Haben sie sich einmal in der Zelle eingenistet, führt das zu deren Zerstörung. Zusätzlich werden Botenstoffe freigesetzt, die das Immunsystem anregen, weitere Krebszellen anzugreifen. Im Labor hat sich diese Methode bereits als erfolgreich erwiesen, erklären Krebsexperten. Als nächsten Schritt werden die Forscher ihre Erkenntnisse in einer klinischen Studie zur Anwendung bringen. Die Deutsche Krebshilfe fördert das wichtige Projekt mit 464.000 Euro. ( HYPERLINK "http://www.krebshilfe.de" www.krebshilfe.de)

Gerd Nettekoven, der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betont: „Innovative Forschungsprojekte und Strategien zu fördern ist ein großes Anliegen der Deutschen Krebshilfe, um die Krebstherapie stetig zu verbessern. Wir hoffen, dass die Erkenntnisse dieses Projekts schon bald krebskranken Menschen zugute kommen."

Informierte Bürger in Deutschland kennen das große Engagement der Krebshilfe, bestehende Behandlungsansätze stetig zu optimieren. Und sie wissen, dass diese Erfolge auch der Deutschen Krebshilfe zu verdanken sind. Krebshilfe-Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Krämer erklärt zum bürgernahen Konzept der Hilfsorganisation: „Bei der Forschungsförderung gilt es, im Sinne einer optimalen Patientenversorgung vielversprechende Ergebnisse aus der Forschung schnell und effizient in die klinische Prüfung und Anwendung zu bringen." Dies verbürge, „die Überlebenschancen und die Lebensqualität krebskranker Menschen stetig zu verbessern".

Zum Prinzip der Deutschen Krebshilfe gehört auch globales Denken. Alle Errungenschaften und Fortschritte, die mit ihrer finanziellen Unterstützung in Forschung und Therapie erzielt werden, sollen vorbehaltlos für die Anwendung in aller Welt genutzt werden können. Dieses Zusammenwirken ist bisher vor allem mit westeuropäischen Ländern der EU sowie den USA möglich.

 

Krebsforschung erfordert viele Jahre Einsatz, bis es zu Erfolgen und zur praktischen Anwendung für Patienten kommt. Die finanzielle Projektförderung der deutschen Krebshilfe hat zielorientierte Forschung der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ermöglicht, die allen dient. Das ist auch wichtig, denn die Erfahrung zeigt: Krebs kann jeden von uns treffen!

Foto: DKH/Marco-VG, Bonn

 

Was haben Virus-Forscher entdeckt ?

Das Forscherteam „Masern-Virus" wird von PD Dr. Guy Ungerechts geführt. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe „Virotherapie" der Abteilung Translationale Onkologie am NCT. Die Gruppe entwickelte aus einem abgeschwächten Masern-Impfvirus in langjähriger Laborarbeit eine maßgeschneiderte Waffe gegen Krebszellen. „Um den gewünschten Effekt zu erzielen, mussten wir das Virus in mehreren Schritten genetisch radikal verändern", erklärt Ungerechts. „Zu gewährleisten, dass die Viren ausschließlich den Tumor ansteuern und dass das Immunsystem effektiv gegen den Tumor gelenkt wird, waren die wesentlichen Arbeitsschritte unseres Projektes."

Dazu haben die Wissenschaftler die Eiweißhülle des Virus so umgebaut, das es Krebszellen direkt ansteuert und sich in ihnen einnistet. „Krebszellen besitzen spezielle Rezeptoren auf ihrer Oberfläche", erläutert Ungerechts. „Wir verändern das Virus derart, dass es gezielt an diese Rezeptoren andockt und nicht etwa gesunde Zellen angreift."

Sobald die Masernviren in die Krebszellen eingedrungen sind, beginnen sie mit Ihrem zerstörerischen Werk. Zusätzlich zwingen die veränderten Viren die besetzten Zellen, einen bestimmten Botenstoff freizusetzen. Dadurch werden Zellen des Immunsystems angelockt, die den Tumor vor der Behandlung noch nicht als „feindlich" erkannt hatten. Die Abwehrzellen ergänzen das anti-tumorale Wirken der Viren. Sie greifen insbesondere diejenigen Krebszellen an, die von den Viren nicht erreicht werden.

 

Neues Therapiekonzept in klinische Studie überführen

Im Labor konnten der Projektleiter und sein Team die neue Behandlungsstrategie erfolgreich etablieren. Der weitere Schritt ist, diese in den klinischen Alltag zu überführen. „Wir werden zunächst Patienten mit weit fortgeschrittenen Tumorleiden behandeln, um die Verträglichkeit dieser neuen Behandlungsmethode zu untersuchen und um erste Hinweise auf die Wirksamkeit zu bekommen", erläutert Ungerechts. „Wenn wir diese Phase erfolgreich abschließen, haben wir einen großen Schritt in Richtung Praxisanwendung getan."

Die Wissenschaftler wollen ihr Therapiekonzept noch weiterentwickeln. Sie bauen zukünftig beispielweise sogenannte Selbstmord-Gene in das Masernvirus-Erbgut ein. Infizierte Krebszellen werden dann gezwungen, eine eigentlich harmlose Substanz, die dem Patienten verabreicht wird, in ein tödliches Zellgift umzuwandeln. Das Zellgift soll den Tumor von innen heraus zerstört.

Da die meisten Patienten in ihrer Jugend an Masern erkrankt waren oder dagegen geimpft wurden, ist ihr Abwehrsystem vorgewarnt. Damit es die Viren während einer Therapie nicht vorzeitig abfängt, können die Forscher die Virushülle so maskieren, damit nicht das Therapeutikum, jedoch die infizierten Tumorzellen als fremd erkannt werden. (07.09.2013)

Hinweis für die Leser: Die Deutsche Krebshilfe stellte umfassendes Informationsmaterial zum Thema Krebs kostenlos zur Verfügung. Es kann angefordert werden über die Internet-Seite: www.krebshilfe.de

Das Spendenkonto ist: Deutsche Krebshilfe Konto 82 82 82 Kreissparkasse Köln (BLZ 370 502 99)

Die Spenden-Überweisung aus dem Ausland erfolgt an: IBAN: DE23 3705 0299 0000 8282 82. SWIFT/BIC: COKSDE 33

 

(6.9.2013)

 

 

 

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