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Putin: Argumente zur Schwarzmeer-Halbinsel Krim

Kaiserin Katharina die Große ließ die Insel im 18. Jahrhundert für Russland erobern

Von Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

Kaiserin Katharina II. von Russland. Sie ging in die Geschichte ein als „Katharina die Große". Geboren wurde sie 1729 als Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbs in Stettin. Sie war eine Tochter des preußischen Fürsten Christian August von Anhalt-Zerbst. Sie war Außerordentlich erfolgreich und hat als Deutsche für die Größe und Macht Russlands mehr erreicht als jede andere zuvor. Das zeitgenössische Gemälde zeigt die Zarin im festlichen Ornat.

Foto: Archive History

 

Moskau/Berlin (bpb) Der russische Präsident Wladimir Putin begründet die Einverleibung der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer mit eigenen Argumenten. Angesichts der weltweiten Aufregung und panischen Angst der Menschen, die Krise könne zu einem blutigen und verlustreichen Ost-West-Krieg ausarten, ist es angebracht, einen Blick auf die wechselvolle Geschichte der Krim zu lenken.

In der Besiedlung der Krim über Jahrtausende ist es ständig zu politischen Turbulenzen, Eroberungen sowie gewaltsamen Unterdrückungen durch verschiedene Völkerstämme, Rassen, Religionen und Staatssysteme gekommen. Ähnlich war es im Altertum, in der griechischen und in der römischen Zeit. Im 18. Jahrhundert gab es einen großen Einschnitt: Die aus Deutschland stammende russische Kaiserin Katharina die Große ließ die Halbinsel durch ihren Geliebten, Fürst Grigori Potjomkin, erobern.

 

Kaiserin Katharina II: Für alle Zeiten russisch

Nach historischen Unterlagen wurde die Krim am 8. April 1783 formell von Kaiserin Katharina II. „von nun an und für alle Zeiten russisch" deklariert. Bis zum Russisch-Türkischen Krieg (1768&endash;1774) war die Halbinsel ein Vasallenstaat des Osmanischen Reichs. Mit Hilfe des russischen Zarenreichs gelang die Loslösung, es folgte gleichzeitig eine Russifizierung.

Nach der kriegerischen Eingliederung in das Zarenreich wurden Kolonisten angeworben, darunter Deutsche. Von den als „Krimdeutsche" bezeichneten Bewohnern lebten nach statistischen Unterlagen 1939 noch 60.000 Deutsche auf der Krim. Das waren damals 5,6 Prozent der Bevölkerung auf der Halbinsel. Als Neusiedler waren im Zarenreich ferner willkommen: Griechen, Bulgaren, Balten und Russen.

 

Russische Schwarzmeer-Flotte von großer Bedeutung

Fürst Potjomkin hatte eine steile Karriere im Staatsdienst, war Mitglied des Reichsrates und Präsident des Kriegskollegiums. Er baute die Schwarzmeerflotte auf und gründete die Städte Sewastopol und Cherson. Die Schwarzmeer-Flotte wurde im Jahre 1783 auf Befehl der Kaiserin gegründet. Die Flotte hat seither für die russische Staatsführung symbolische und strategische Bedeutung. Dies galt auch in der Zeit der kommunistischen Sowjetunion unter Diktator Josef Stalin und seine Nachfolger. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Schwarzmeerflotte zu einem modernen operativ-strategischen Verband der Sowjetischen Seekriegsflotte aufgerüstet worden. Neben dem Einsatz im Schwarzen Meer war die Flotte auch im Mittelmeer eingesetzt.

 

Eine Schenkung von 1954 und ihre Folgen

Als nach Stalins Tod der Ukrainer Nikita Chruschtschow sowjetischer Parteichef geworden war, wurde die Krim 1954 anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Russisch-Ukrainischen Einheit der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik (SSR) angegliedert. Der Anlass bezog sich auf den Vertrags von Perejaslaw von 1654, in dessen Rahmen sich der von Polen bedrängte ukrainische Kosakenstaat dem Schutz des russischen Zaren unterstellt hatte.

Diese großzügige und autoritäre territoriale Schenkung Chrutschows an den damaligen „Bruderstaat" Ukraine erfolgte zu einer Zeit, als niemand auf der Welt an die Auflösung und den Untergang der kommunistischen Sowjetunion dachte. Der für Russen aus heutiger Sicht „große Fehler" der sowjetischen Führung von 1954 ist eine wesentliche Ursache für die aktuelle gefährliche Kontroverse zwischen Russland und der Ukraine. Russlands Präsident Wladimir Putin fühlt sich im Jahr 2014 dazu berufen, der Proklamation vor über 230 Jahren von Kaiserin Katharina der Großen wieder Geltung zu verschaffen, dass die Krim „Für alle Zeiten russisch…" bleibe.

Nachsatz: Die Frage, wie man strittige Eigentumsfragen im 21. Jahrhundert in Europa lösen sollte, ist kontrovers. Aus reiner Vernunft müssten sie auch im Interesse von unzähligen Millionen Menschen am Verhandlungstisch gelöst werden. Der Warnungen in Ost und West vor Eskalation zu einem blutigen Krieg ist dringend zu folgen. Für Putin und US-Präsident Barack Obama muss es wie für jeden Staatsmann das vorrangige Ziel sein, den Frieden für die Menschen zu erhalten.

(2.4.2014)

 

 

 

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