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Arno Breker zum 25. Sterbetag 2016: Eine Bilanz der Freundschaft

Arno-Breker-Society International (USA) dankt den Freunden in aller Welt

 

Von B. John Zavrel, New York

 

DerJahrhundert-Bildhauer Arno Breker im Jahre 1972. Mit dem auf einer Medaille faksimilierten Sinnspruch "Die Zukunft ist heute" ruft der Künstler in das Bewusstsein, dass alles, was der Mensch (und somit auch jeder von uns) tut, Auswirkung auf die persönliche Lebensgestaltung hat und ebenfalls auf die politischen Entscheidungen eines Volkes.

© Foto: Joe F. Bodenstein

 

 

New York/Berlin (mea) Der 25. Sterbetag des Bildhauers Arno Breker am 13. Februar 2016 ist ein sinnvoller Anlass für einen Rückblick auf die bisherige posthume Zeit des bedeutendsten Bildhauers der klassischen Tradition seit Michelangelo (6. März 1475 bis 18. Februar 1564). Breker hatte den italienischen Bildhauer und Architekten um zwei Jahre überlebt. Die noch zu Lebzeiten von Ron C. Voth und Europa-Freunden in den USA gebildete Arno Breker Society International (ABI) hat einen Rückblick über die Popularität und kunstgeschichtliche Akzeptanz Brekers erstellt. Kurz gesagt: es wurde „eine Bilanz der Freundschaft und Wertschätzung für den integren Menschen und sein unverwechselbares künstlerisches Werk".

 

An Hand des geführten Arno-Breker-Archivs konnte die ABSI allein aus den umfangreichen Medienberichten erkennen, was die staatliche Öffentlichkeit und ein Grossteil der zeitgenössischen Presse ab 1945 diesem Mann angetan hat. Breker wurde wegen seines künstlerischen Wirkens im Dritten Reich von den nachfolgenden und den jeweiligen Regierungen finanziell abhängenden offiziellen „demokratischen" Kulturinstitutionen in Deutschland systematisch geschmähte und diffamierte. Trotz aller Agitation trotzdem konnte der Bildhauer die Breker-Renaissance noch selbst erleben. Die Qualität seines Oeuvres sowie der Mut und die Überzeugung einiger weniger der jüngeren Generation bewirkten dieses an Wunder grenzende Phänomen.

Begonnen hatte der nach Außen sichtbare Wieder-Aufstieg des Künstlers Arno Breker ab 1970 in Deutschland und Frankreich. Damals hatte die Kunstedition Marco Bonn-Paris im Auftrag des Bildhauers die gesamte Vertretung seines Werkes übernommen und sich von keiner Schaffensperiode distanziert. Der mit Pablo Picassos Kunsthändler Daniel Henry Kahnweiler bekannte damals junge Verleger Joe F. Bodenstein hatte von Beginn an das Kunstschaffen von Breker in Ausstellungen präsentiert. Dadurch wurden seine Söhne und die weitläufige Familie Bodenstein selbst Opfer übelster Diffamierungen und Unterstellungen. Selbst jedoch von der NS-Zeit völlig unbelastet hat Brekers Verleger die im Grundgesetz verbriefte Freiheit der Kunst in einer demokratischen Gesellschaft eingefordert. So erwarb er Brekers volles Vertrauen und Freundschaft sowie das Lob: „Sie sind für mich der Mutigste und somit auch der Beste!" Hinzu kam das Vertrauen führender Politikerinnen und Politiker der im Deutschen Bundestag damals vertretenen Parteien. Breker würdigte Bodenstein wiederholt als seinen „Schrittmacher in eine neue Zeit der Vernunft".

Respekt und Dankbarkeit zeigte Breker gleichermaßen gegenüber der gesamten Familie des Förderers. Sie stellte einvernehmlich den Stammsitz Schloss Nörvenich bei Köln zur Errichtung des ersten „Arno Breker Museum &endash; Sammlung Europäische Kunst" kostenlos bereit. Dort traf Breker über Jahre wiederholt bei Veranstaltungen zu seinen Ehren auch alte und neue französische sowie deutsche Freunde. Am 90. Geburtstag des „Meisters" im Juli 1991 kamen insgesamt 1.450 ausschließlich geladene Gäste aus aller Welt auf Schloss Nörvenich bei Köln zusammen: USA, Japan/China, Asien, Afrika und Europa, einschließlich Russland.

Die aus diesem Anlass gezeigte umfassende Freilichtausstellung mit dem Titel „Im Garten der Götter" umfasste auch Original-Bronzen aus der berühmten Klassischen Periode des Künstlers sowie mittelgroße Bronzen aus dem bis 1990 entstandenen „Zyklus Olympia". Zu den hochrangigen Besuchern der Ausstellung gehörte unter anderen der spanische Kronprinz Felipe. (Er ist seit 2014 als Spaniens König Felipe VI. im Amt.) Die königliche Hoheit hatte die „Ausstellung „Salvador Dalí und seine Künstlerfreunde Arno Breker und Ernst Fuchs" eröffnet.

 

Erfolgreiche Ausstellungen in USA

Zur Breker-Renaissance gehörte die erfolgreiche Informationsarbeit in den USA. Dort wurden seine Bronzen und Graphiken zuerst in Galerien in New York, Boston und Philadelphia gezeigt. Es folgten Teilnahmen an internationalen Kunstmessen in New York, Washington, Chicago. St. Petersburg und Los Angeles. Der US-Verlag West-Art publizierte mehrere Erstveröffentlichungen von und über Arno Breker sowie über dessen Zeitgenossen und Freund, den Raketenpionier Prof. Dr. Hermann Oberth (Lehrer des Wernher von Braun) Von hohem Wert für Kunst aus Europa sowie für zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler war die Gründung des „Museum of European Art" (meaus) in Clarence, New York, unweit von Buffallo. Es war das Ergebnis einer vorbildlichen kulturellen transatlantischen Zusammenarbeit von politisch unabhängigen privaten Kultur-Initiativen. Sie arrangierten in Universitäten und in Institutionen Ausstellungen mit gegenständlicher und ernsthafter surrealistischer Kunst. Neben traditionsreichen europäischen Künstlern wie Dalí, Fuchs und Breker gehören zur Museums-Sammlung Zeitgenossen, darunter Kurt Arentz, Peter Hohberger, Lajos Tar, Pierre Yves Tremois, Marc Chagall, Alexander Calder, Karolin Donst, Helga Tiemann, Renate Stendar-Feuerbaum, Birgit Sewekow und andere.

Die Arno Breker Gesellschaft International verzichtete in ihrer historischen Bilanz zum Gedenkjahr 2016 bewusst auf die Nennung von Namen der Männer und Frauen im öffentlichen politischen und gesellschaftlichen Leben, die Breker persönlich kannten und sowohl den Künstler als auch sein Werk weiter schätzen. Dadurch soll vermieden werden, dass manche dieser Personen Opfer ungerechtfertigter Kritik würden.

Andererseits wäre es sicher menschlich interessant zu erfahren, ob und welche Kunstwerk von Breker in welchem Königshaus oder Royalen Palast die Betrachter erfreuen, welcher Staatsmann und Politiker sich auch nach 1945 von Breker in Europa und Übersee porträtieren ließen. Doch, Diskretion war schon immer ein Grundprinzip des Künstlers. Sie ist auch in unserer aktuellen Zeit des Datenschutzes angebracht. Was bisher jeweils öffentlich bekannt wurde, haben die Sammler in Publikationen und Memoiren selbst veranlasst.

 

Panorama-Ansicht Breker-Museum--Sammlung Europäische Kunst, Schloss Nörvenich. Die Freilichtausstellung im Schlosshof umfasst unter anderem eine Monumentalbüste „Arno Breker", gestaltet von K. Donst (Berlin) sowie die einzig Großbüste „Der Dalai Lama", die der Bildhauer Peter Hohberger im Auftrag der Europäischen Kulturstiftung (Deutschland) gestaltet hatte.

Foto: Patrick Bodenstein

 

Erben erregten öffentliches Aufsehen

Als unverständliche Schädigung des Ansehens von Arno Breker führt die ABSI den Abzug von Ausstellungsexponaten aus dem Breker-Museum an, das Arno Breker ausdrücklich gewünscht und entsprechend mit Objekten ausgestattet hatte. Nach behördlicher Abwicklung der amtlichen Erbregelung in der hinterbliebenen Familie Arno Brekers hatte seine zweite Frau als Witwe überraschend den Willen des Künstlers bestritten und auf dem Prozessweg sogar Geschenke und Stiftungen Brekers an das Museum zurück erzwungen. Museumsbesucher, die zu Lebzeiten des Künstlers die reichliche Ausstattung des Breker-Museums kannten, stellten schockiert die peinliche Frage: „Wer hat denn das Museum so geplündert?" Brekerfreunden blieb es unverständlich, wie die Erben Brekers dessen Mitaufbau des Museums sowie den Auftrag zum Erhalt der permanenten Ausstellungsmöglichkeit missachten konnten. Die öffentlichen Sammlungen sind jedoch in Bildbänden und Katalogen authentisch festgehalten, die das Museum anbietet. ( www.arno-breker-museum.org )

Wie dem auch sei: die ABSI nennt ihre Zusammenstellung über die Renaissance nach dem Ableben des Bildhauers als eine „Bilanz der Freundschaft für Arno Breker." Sie ermutigte jung und alt, sich mit der gegenständlichen Kunst und der klassischen Tradition in der Bildhauerei auch kritisch zu beschäftigen. Dabei könne der Anspruch geprüft werden, dass der Realismus der Maßstab allen Kunstschaffens sei. Informationen und Bücherlisten über leben und Werk von Arno Breker sind kostenfrei anzufordern über E-Mail schloss-noervenich@gmx.de

 

Stationen München, Berlin und Schwerin

Wichtige Stationen der Breker-Renaissance nach 1945 waren neben den Veranstaltungen im Ausland drei Repräsentative Ausstellungen in Deutschland. Durch das Management seiner Verleger Bodenstein kam es in den 1980er Jahren zu Ausstellungen im Beisein von Arno Breker in der alten Reichshauptstadt Berlin (Kurfürstendamm), einen Besuch der DDR-Hauptstadt Ostberlin sowie die Rückkehr in das „Haus der deutschen Kunst" in München, das einst Reichskanzler Adolf Hitler Richtung weisend eröffnet hatte. Nach dem Krieg konnte auf Anregung von Breker im nun „Haus der Kunst" genannten Gebäude erstmals ein Europa-Saal eingerichtet für Breker und seine Künstlerfreunde. Dabei waren auch Chagall und Henry Moore, Paul Belmondo, Alexander Calder und andere. Die Breker-Edition MARCO hat außerdem die Posthume „Retrospektive Arno Breker" in der Landeshauptstadt Schwerin vorbereitet. In allen Fällen hatte man Breker die Ehre „angetan", auch durch lautstarke Straßenproteste die Aufmerksamkeit für Künstler und Werk zu erhöhen.

Diese Theorie entspricht auch im Jahr 2016 weiterhin den in den Medien immer wieder verbreitetem Zeitgeist: Demonstrationen und Aktionen gegen aus der Masse herausragende Zeitgenossen sind eine Bestätigung für deren Bedeutung.

 

(1. März 2016)

 

 

PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 223, March 2016