Home | Prometheus Nr. 226| Alexander Order


England verlässt die Europäische Union

Britische Wähler stimmten für Austritt. Gegen die Dominanz der EU-Politiker in Brüssel. Der deutschen Kanzlerin wird Mitschuld unterstellt

Von Korrespondent B. John Zavrel

 

 

Die Mehrheit der Wähler in Großbritannien hat sich für einen Austritt aus der EU entschieden. 51,9 Wähler waren nach dem amtlich veröffentlichten Wahlergebnis für einen Brexit. 48,1 Prozent waren für den Verbleib. Damit wird Großbritannien die EU verlassen. Das Foto zeigt eine Szene in England: die Volksseele kochte gegen politischen Dirigismus und Bevormundung in Brüssel. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,2 Prozent. Die Mehrheit der Briten will keine Zuwanderung aus islamischen Kulturen. Es leben bereits Millionen Zuwanderer aus den ehemaligen britischen Kolonien in Asien und Afrika auf der Insel.

Foto: press-pool

 

London/Brüssel/Berlin (mea) England verlässt die Europäische Gemeinschaft. Der Austritt (Briten Exit = Brexit) wurde jahrelang in Europa diskutiert. Die Bevölkerung von Großbritannien und Nordirland hat am Donnerstag, 23. Juni 2016 , über ihre Mitgliedschaft in der Europäischen Union abgestimmt. Dabei sind die EU-Gegner als Sieger aus dem Referendum hervorgegangen. Die heftig kritisierte EU-Administration in Brüssel und vor allem die Regierungen in Frankreich, England und Deutschland sind nach aktuellen Medienberichten in Europa (Juni 2016) schockiert. Sie fürchten einen weiteren Zerfall und ein Ende der europäischen Vision, die Konrad Adenauer und Charles de Gaule ganz anders sahen. Beide Versöhnungspolitiker wollten ein „Europa der Vaterländer", aber keinen absolutistisch geführten Zentralstaat.

Dass die Mehrheit der britischen Wähler gegen die vermeintliche bestehende „Unterdrückung" durch Brüssel und die reichen EU-Staaten sowie die von Deutschands Bundeskanzlerin Merkel eigenmächtig ausgelöste „wilde moslemische Einwanderung mehrheitlich für den Austritt in demokratischen Wahlen gestimmt hat, entspricht dem Volkswillen. Doch bereits Monate vorher hatten Presse, Rundfunk und Fernsehen permanent über die angeblichen Gefahren und Verluste berichtet, die der Gemeinschaft und England selbst zustoßen würden. Die Bevölkerung ließ sich jedoch durch „Horror-Meldungen" nicht einschüchtern . Sie hat in öffentlichen Demonstrationen gegen die eigene britische Regierung in London gefordert: „We want our country back".

Dies war bereits das Prinzip der legendären britischen Premierministerin Margaret Thatcher (1925-2013). Ihr war zwar eine enge Kooperation der europäischen Staaten wichtig, allerdings warnte sie stets vor einem „europäischen Superstaat" und lehnte daher den 1992 unterzeichneten Vertrag von Maastricht ab. Als EU-Mitglied hatte England auch nie den Euro als Landes-Währung eingeführt. .

 

Historische Gründe und Vorbehalt gegen Deutschland

Großbritannien als ehemaliges Weltreich kann es offensichtlich nicht überwinden, dass es immer mehr in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Dass in der EU vor allem die deutsche Kanzlerin Angela Merkel durch die Macht ihrer Steuermilliarden der arbeitenden deutschen Bevölkerung die Marschrichtung vorgibt, ist für stolze Engländer (We are British) nicht mehr ertragbar und hinnehmbar. Immerhin war England mit Premier Winston Churchill eine der gnadenlosen Siegermächte in der Alliierten Koalition mit den USA und der kommunistischen Sowjetunion gegen NS-Deutschland.

In England wie in allen EU-Staaten wird nach Medienberichten die „zunehmende Arroganz und Selbstherrlichkeit" der EU-Zentrale in Brüssel kritisiert. So wird mit Lachen, mit verärgerten Kopfschütteln jedoch machtlos auf Entscheidungen der EU reagiert. Dazu gehört die als unsinnig empfundene Festlegung der Handel-Größe von Gurken und ähnlichem Gemüse sowie die Bestimmung der Krümmung von Import Bananen. Wahnwitzig klingt die Forderung der EU, dass alle Eiskaffees in der Union zur gleichen Zeit aufmachen und schließen müssten. Der Unterschied, dass es im sonnigen Süden Europas wie Italien und Spanien wärmer ist als in den nordischen Ländern spielt für die gut bezahlten Europa-Politiker keine Rolle.

 

Donald Trump: Das ist großartig

In den internationalen Reaktionen auf die Aufregung in der EU hat sich der wahrscheinliche US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner Donald Trump auf die Seite der Austritts-Wähler gestellt. Europas größte Tageszeitung, BILD zitierte Trump mit: „Das Ergebnis des Referendums sei „fantastisch". Andere Medien nannten es „großartig". Die Briten hätten sich ihr Land zurückgeholt. Trumps Besuch in Schottland fand einen Tag nach der Brexit-Abstimmung statt. Nach Ankunft im Königreich erklärte Trump ferner: „Place is going wild over the vote. They took their country back, just like we will take America back. No games!"

.

 

Ungeachtet des Wählerwillens in England jammern und klagen die Medien in Westeuropa vorwiegend über das Wahlergebnis. Sie stellen sich mit Eigen-Kommentaren auf die Seite der Brexit-Gegner. Zu den Pressestimmen gehören:

 

* Spiegel Online: "Die Briten verlassen die EU, das ist eine Tragödie für Europa."

* Süddeutsche Zeitung, München: "Voller Angst in die historische Katastrophe. Der Brexit bringt die innere Balance der Union ins Wanken."

* Welt Online: "Die kreischenden Bremsen des europäischen Zuges. Großbritannien ist womöglich erst der Anfang."

* Stern Online: "David Cameron, der Mann, der Europa verzockte. Der Brexit ist nicht nur eine Absage an die EU, sondern zeigt auch, dass Großbritannien ein Problem mit der eigenen kulturellen Identität hat. David Cameron hat dieses Misstrauen brutal und fahrlässig unterschätzt."

* FAZ Online: "Die neue Wucht des Nationalismus. Die "kleinen Leute" haben mit ihrem Votum die Zukunft Großbritanniens und Europas verändert. Genau diese Menschen muss Brüssel jetzt zurückgewinnen. Das geht nur durch mehr Demokratie."

* WAZ Online: "Europa steht nach dem Brexit-Votum jetzt am Scheideweg. Großbritannien war ein Schwergewicht in der Union; es muss sich erst noch erweisen, ob die EU das Ausscheiden überhaupt verkraften kann. Wirtschaftlich dürfte das vielleicht noch gehen--aber politisch? Da sind Zweifel angebracht."

 

(26. Juni 2016)

 

 

Copyright 2016 Prometheus

PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 226, June 2016