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Papst Benedikt: Beliebt, verehrt und unvergessen

Vor fünf Jahren trat der Deutsche Papst von seinem Amt zurück

 

von Korrespondent B. John Zavrel

 

Jubel um den Deutschen Papst bei seiner Wahl in Rom. Europas größte Tageszeitung mit einer Millionen-Auflage , die BILD aus Berlin, brachte die Euphorie und Begeisterung der Menschen zum Ausdruck und formulierte: „Wir sind jetzt Papst"

Foto: Bild

 

Rom/lToronto (mea) Vor fünf Jahren trat in Rom der deutsche Papst Benedikt XVI. von seinem Amt zurück. Der Deutsche Joseph Aloisius Ratzinger aus Bayern war vom 19. April 2005 bis zu seinem Amtsverzicht am 28. Februar 2013 Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und des Staates der Vatikanstadt. Seit diesem Rücktritt hat der Geistliche sein Kloster-Domizil im Vatikan nicht mehr verlassen. Millionen Chdristen trauern seither über seine Entscheidung, die er angesichts seiner schwindenden Kräfte getroffen habe. Der Väterliche Mann mit der freundlichen Stimme ist nach wie vor beliebt vor allem im christlichen Europa. Die zahlreiche Post aus aller Welt macht deutlich: er wird verehrt und ist unvergessen. Da der Papst nicht alle Briefe beantworten kann, hat er vor Kurzem in einem Brief an die führende Zeitung „Corriere della Sera" für die Liebe und Zuneigung gedankt, die aus den Schreiben an ihn hervorgehen. Er ließ der Öffentlichkeit auch wissen, dass er mit seinem Schicksal zufrieden sei und bat, ihm in Gebeten zu gedenken, wie er es täglich für alle Menschen selbst mache. Benedikt XVI. hat zu verstehen gegeben, dass er sich geistig auf seinen Tod vorbereite. Der fast 91jährige Priester umschrieb dies mit dem Satz: „ Ich bin auf Pilgereise nach Hause!".

 

 

Der emeritierte Papst Benedikt (rechts) mit seinem Amtsnachfolger Papst Franziskus bei einer Begegnung im Vatikan.

Foto Archiv / Marco-VG

 

Kardinal Marc Quellet: das große Schweigen

Dem Kanadischen Kardinal Marc Ouellet (geboren am 8. Juni 1944 in La Motte, Québec, Kanada als Joseph Armand Marc Ouellet) ist nachfolgende historische Schilderung zu verdanken. Er ist seit 2010 auch Kardinalpräfekt der Bischofskongregation der römisch-katholischen Kirche. Ouellet gehörte zu den Kardinälen, die vor genau fünf Jahren 2013 überrascht zuhörten, als der deutsche Papst auf einmal seinen Abschied vom Petrusdienst ankündigte

Kardinal Quelle erklärte gegenüber den „Vatikan News" wörtlich: „Ich hatte an diesem Morgen den Eindruck, dass irgendetwas passieren würde, obwohl der Papst sehr, sehr diskret gewesen war. Als er am Ende des Konsistoriums auf Latein noch einmal das Wort ergriffen hat, um seinen Rücktritt anzukündigen, kehrte ein absolutes Schweigen ein.

Wirklich absolut! Es hat vielleicht fünfzehn oder zwanzig Sekunden gedauert. Dann hat der Doyen des Kardinalskollegiums (Kardinal Angelo Sodano) das Wort ergriffen, um die Überraschung der Anwesenden auszudrücken. Aber ich sah, dass er schon etwas Geschriebenes vorbereitet hatte. Und danach sind wir alle aufgewühlt zurückgeblieben, standen in kleinen Gruppen zusammen, um das zu besprechen. Das wird uns allen auf besondere Weise ins Gedächtnis eingegraben bleiben."

 

„Papst Benedikt XVI.", Porträt in Bronze. Der Bildhauer Kurt Arentz hat es im Auftrag der Europäischen Kultur-Stiftung (EKS, Bonn-Berlin)) gestaltet. Der Künstler gehört zu den bedeutendsten Porträtisten der klassischen Bildhauer-Tradition in Europa.

DigitalFoto Patrick Bodenstein, Marco-VG Bonn

 

Die Papst-Büste von Kurt Arentz

In Deutschland wird Papst Benedikt XVI. besondere Wertschätzung entgegengebracht. Die Europäische Kultur.-Stiftung (zur Förderung von Kunst und Wissenschaft) hatte zu Beginn des Pontifikat eine Porträtbüste bei dem Bildhauer kurt Arentz in Auftrag gegeben. Er hatte vorher Porträts bedeutender Zeitgenossen geschaffen wie von Konrad Adenauer, Charles de Gaulle, mehreren US-Präsidenten und verdienstvollen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Die Papst-Büste wurde in der Jahres-Ausstellung „Ars Sacra" 2017 des Museums „Europäische Kunst" auf Schloss Nörvenich bei Köln (NRW) gezeigt. In dieser Schau zeitgenössischer christlicher Kunst stand das Werk der katholischen Nonne Maria Gerolinde Dörpinghaus (SND) im Mittelpunkt. Papst Benedikt h hatte bereits bei Vorbereitung des Projekts dem EKS-Vorstand mit Präsident John Gilbert Bodenstein für „das gute Vorhaben" Glück gewünscht sowie auch den Künstlern und Unterstützern seinen apostolischen Segen erteilt. Der Ausstellungskatalog „Ars Sacra" enthält ebenfalls Texte der Päpste Benedikt und seines Amtsvorgängers Johannes Paul II., die Vorstandsmitgliedern schon Jahre zuvor begegnet waren.

 

Der Papst und die „NS-Vergangenheit"

Der Abschluss dieses ehrenden Beitrages soll noch mit einem Thema ergänzt werden, das im 21. Jahrhundert weiterhin weltweit ein Medien-Thema ist: die NS-Vergangenheit der Deutschen. Über 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges wird Deutschen im Allgemeinen und prominenten Deutschen wie dem Papst eine „N S-Vergangenheit" vorgehalten. Sie wird nicht als Schicksal eines Menschenlebens behandelt, sondern als eigene Schuld. Der heutige Kirchenmann Joseph Aloisius hat nichts zu verbergen. Seine Darlegungen in Wort und Dokumenten hat WIKIPEDIA über die damalige politische Situation und gesetzlichen Regel wie folgt zusammengefast:

„ Gemäß der am 25. März 1939 gesetzlich verordneten Jugenddienstpflicht wurde Joseph Ratzinger 1941 mit 14 Jahren zwangsweise in die Hitler-Jugend aufgenommen. Im Alter von 16 Jahren wurde er am 2. August 1943 zusammen mit den anderen Seminaristen aus Traunstein als Luftwaffenhelfer nach München geschickt: zunächst zu einer Flakbatterie nach Unterföhring, dann zum Schutz der BMW-Fabrik Allach in Ludwigsfeld im Norden Münchens. Später wurde seine Batterie nach Gilching verlegt, wo er nur noch Dienst in der Telefonvermittlung leisten musste und 1944 einen direkten Angriff auf die Batterie überlebte.

Während dieser Zeit besuchte Ratzinger das Maximilians-Gymnasium in München. Auf die Frage eines Vorgesetzten nach seinem Berufsziel gab er schon damals das Priesteramt an. Nach zwei Monaten Reichsarbeitsdienst im österreichischen Burgenland, wo er unter anderem bei der Errichtung des sogenannten Südwalls für den Bau von Panzersperren eingesetzt war, wurde Ratzinger am 13. Dezember 1944 zur Wehrmacht eingezogen. Seine Grundausbildung leistete er in der Traunsteiner Infanterie-Kaserne ab. Nach dem Tod Hitlers verließ Ratzinger Anfang Mai 1945 eigenmächtig die Kaserne und kehrte nach Hufschlag zurück. Kurzzeitig kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, in das Lager PWTE 314 in Neu-Ulm, aus dem er am 19. Juni 1945 entlassen wurde. Danach besuchte er noch einmal das Gymnasium in Traunstein und legte die Reifeprüfung ab.

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 244, May 2018