Home | Alexander Order | Latest News


Fussball-Weltmeisterschaft mit Streit um Olympia-Skulpturen

Bildhauer Breker, Thorak, Kolbe, Wackerle in der Kritik

 

Von B. John Zavrel

 

 

Europas größte Tageszeitung BILD berichtete weitgehend neutral über die Kunst-Diskussion. Das Foto zeigt einen Presseausschnitt vom 1. Juni 2007. Links: der junge Arno Breker 1939 in seinem Atelier in Berlin. Rechts im Bild: Breker mit Adolf Hitler 1940 beim Besuch in Paris vor dem Eifelturm.

© Foto Bild, Marco-VG

 

 

Berlin (bpb) Fussball-Weltmeisterschaft 2006 in Berlin. Die ganze Welt blickt auf diese Stadt und auf einen Kultur-Streit. Die Autorin Lea Rosh fordert die Verhüllung der „Nazi-Skulpturen" im Olympia-Stadion Berlin, wo 1936 glanzvolle Spiele der Sportler der Welt stattfanden. Ihr Kollege Ralph Giordano verlangt sogar, vor allem die Bronzen von Arno Breker (1900-1991) zu zerstören und einzuschmelzen. Frau Rosh beschimpft den verstorbenen berühmten Bildhauer als „Obernazi".

In der Polemik haben Zeitungen des führenden Springer-Verlags in ihrer sachlichen Berichterstattung Vernunft und demokratischen Verhalten gezeigt. Das ist besonders ehrenhaft, da der verstorbene Verleger Axel Springer ein treuer Freund der USA und Israels war.

Worum geht es eigentlich im Streit mit bösartigen Vorwürfen?

Zwei Autoren, die mit ihren Büchern nur noch wenig öffentliche Aufmerksamkeit finden, haben mit einem Paukenschlag von sich reden gemacht. Sie wollen den Figurenschmuck des Olympia-Stadions vernichtet sehen. 70 Jahre nach der Aufstellung dieser Plastiken ist dies nach Ansicht von Kritikern eine „künstliche und unwürdige Aufregung". Unter den Künstlern ist nicht nur Adolf Hitlers „Lieblingsbildhauer" Arno Breker. Es gehören auch Bildhauer dazu, die in der NS-Zeit vom Staat ebenfalls favorisiert wurden: Josef Thorak, Georg Kolbe, Joseph Wackerle, Karl Albiker und andere.

Als Ausgangspunkt der Medienkampagne gegen diese verstorbenen Künstler wird eine aktuelle Ausstellung des Kolbe Museums Berlin betrachtet. Die Leiterin Dr. Ursel Berger ließ sich zur Fussball-Weltmeisterschaft den Titel einfallen: Skulpturen im Olympia-Gelände. Modelle, Fotografien, Dokumente. Die Rechnung, für den immer mehr in Vergessenheit geratenen Kolbe wieder Publicity zu erreichen ging für die Museums-Direktorin offensichtlich auf.

 

Die Zeitung Welt am Sonntag (Springer-Verlag) vergleicht Figuren am Olympia-Stadion mit internationalen Monumentalarbeiten der Jahre 1930 bis 1945. Dazu gehört die Atlas-Statue am Rockefeller Center in New York von 1939. (links im Bild). Die Nazis hätten es nicht besser machen können. Der Presseausschnitt vom 4. Juni zeigt ferner das Sowjetische Ehrenmal in Berlin (1949) und die Bronze „Zehnkämpfer" von Arno Breker. Dafür erhielt der Künstler bei den Olympischen Spielen 1936 die Silbermedaille.

© Foto WamS/Marco-VG

 

 

Fuchs: Breker hat vielen Juden geholfen

In der kontroversen Diskussion in Deutschland werden die Forderungen von Lea Rosh und Giordano weitgehend abgelehnt. Der jüdische Maler Ernst Fuchs (Wien), der wie Salvador Dalí zu den Freunden Arno Brekers gehörte, erinnerte an zu verachtende NS-Methoden. Er erklärte in Bild: „Breker abzureissen wäre nicht besser als die Bücherverbrennungen der Nazis! Brekers Statuen sind keine NS-Kunst, sondern Dokumente einer Epoche. Diesen Stil finden Sie in Paris, Moskau und Ankara. Breker war auch kein „Obernazi". Im Gegenteil: Er hat vielen Verfolgten geholfen."

Empört reagierte in der „Bild-Zeitung" auch John G. Bodenstein, Breker-Experte und Leiter des Museums Europäische Kunst in Noervenich bei Köln. Er erklärte: „Diese Diffamierung des Jahrhundert-Bildhauers Arno Breker ist erschreckend und erinnert an Machenschaften totalitärer Regime. Breker hat in seinem Schaffen stets den Menschen nach dem Bild der Schöpfung verherrlicht, niemals ein politisches System."

 

(More information on Arno Breker: www-museum-arno-breker.org )

 

 

© PROMETHEUS 107/2006

PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science. Nr. 107, MAY 2006