Home | Alexander Order | Coats-of-Arms | Articles | Latest News |

Art Gallery | Yoga Science and Philosophy


Georg Kolbe und die NS-Zeit

Sein Museum würdigt ihn als „erfolgreichsten deutschen Bildhauer"

 

Von Georgo Levine

 

 

Eine Galerie germanischer Menschen im Museum: Kolbe-Plastiken aus der NS-Zeit. Der wehrhafte, edle Mann und die mütterliche und später im Leben kampfbereite deutsche Frau.

Foto: Kolbe-Archiv,EKS

 

Berlin (bpb) Der deutsche Bildhauer Georg Kolbe (13.4.1877 bis 15. 11. 1947) hat die imposantesten Plastiken seines Hauptwerkes in der Zeit von 1930 bis 1945 geschaffen. Das Kolbe-Museum in Berlin würdigt den Meister, er sei „der erfolgreichste deutsche Bildhauer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts" gewesen. Tatsächlich hat Kolbe mit seinem Alterswerk, das in der NS-Zeit entstand, die größte Aufmerksamkeit erfahren. Der damals als „Altmeister der deutschen Plastik" gewertete Künstler fand auch den Respekt und Schutz von Adolf Hitler.

Auffallend ist nach 1945, dass in der Gesamtbewertung von Kolbes Schaffen von lohnabhängigen Kunsthistorikern die NS-Zeit bewusst ausgenommen, beziehungsweise heruntergespielt wird. Über 50 Jahre nach dem mit 70 Jahren viel zu früh verstorbenen Künstler ist es jedoch im historischen Interesse unverzichtbar, auch an das Kunstschaffen Kolbes in der Nazi-Zeit zu erinnern.

Nach 1945 wurde im Disput um NS-Vergangenheit Kolbe positiv angerechnet, dass er nicht Mitglied der NSDAP war. In der Praxis hatte dies jedoch wenig zu bedeuten, denn Hitler war es egal of seine Künstler in der Partei waren oder nicht. Es kam dem Diktator lediglich auf das Kunstschaffen an, das seinen Vorstellungen entsprach.

Auf das Jahr der Machtergreifung Adolf Hitlers, am 30. Januar 1933, wird die Bronze Zehnkampfmann datiert. Diese 2,50 Meter hohe Plastik entsprach den Erwartungen, die nach der Weimarer Republik von den neuen Machthabern an die Verwendbarkeit von Skulpturen in der klassischen Architektur gestellt wurden. Die Fassung eines Zehnkämpfers wurde schließlich 1936 im Haus des Deutschen Sportes auf dem Olympiagelände in Berlin aufgestellt. Sie hat die Bilderstürmerei bei Ende des Zweiten Weltkriegs dank der britischen Besatzungsmacht überstanden und ist im Original erhalten.

Die Werke dieser Periode belegen, dass Kolbe zu Beginn der 30er Jahre einen Wandel in der Auswahl seiner Themen vollzog, hin zum Repräsentativen und Heroischen. Aus dem Jahr 1927 und 1928 stammen Arbeiten wie Requiem, Entwurf eines Beethovendenkmals, Der Einsame, Frauenhände, und Gabriel.

1930 gestaltete Kolbe seine bis dahin größte Figur: Große Nacht (2,10 Meter). Auf das gleiche Jahr werden folgende Werke datieret: Große Pieta (1,12 m), Großer Torso (1,53 m).

1932 tritt Kolbe u.a. mit folgenden Arbeiten an die Öffentlichkeit: Das innere Gesicht (45 cm), Ruf der Erde (80 cm), Dyonisos (2,50 m).

1933 ist der Zehnkampfmann (2,50 m) sein Hauptwerk.

1934 gestaltet Kolbe ein Selbstporträt. Er ist 57 Jahre und schickt sich an, sein Alterswerk zu schaffen.

 

Dazu gehören u.a. folgende Arbeiten:

1934: Jungmädel (1,10 m), Große Frauenstatue (2,15 m), Auferstehung (2,00 m).

 

 

Kolbe 1935: Das Krieger-Denkmal für Strahlsund.

Ein Motiv der Kameradschaft bis in den Tod. Das Thema erinnert an das Relief KAMERADEN von Arno Breker, das für den großen Triumphbogen in Berlin bestimmt war. Er sollte im Rahmen der Neugestaltung der Reichshauptstadt unter Leitung von Hitlers Architekten Albert Speer errichtet werden.

Foto: Kolbe-Archiv,EKS

 

 

Im Jahr 1935 entsteht das Krieger-Ehrenmal für Strahlsund. Kolbe wählt eine dem Zeitgeist entsprechende Gruppe: nackter Mann und Jüngling mit einem langen Schwert. Die Gruppe ist 2,50 Meter hoch. Ferner entstehen Ruhender Athlet (2,35 m) für das Reichsportforum Olympia-Gelände Berlin, Stehendes Mädchen (1,30 m), Aufsteigende Frau (2,10 m) Junger Streiter (2,25 m).

Im Jahr 1936 sind u.a. folgende Plastiken belegt: Herabschreitender (2,25 m), Große Kniende (1,36 m).

Im Jahr 1937 entsteht die 1,25 Meter hohe Figur Der Wächter für die Flakabteilung der Deutschen Wehrmacht in Lüdenscheid / Westfalen). Im selben Jahr begeistert Kolbe mit seiner Menschengruppe" (2,85 m) für den Maschsee in Hannover. Diese wird bis heute von vielen Besuchern der niedersächsischen Landeshauptstadt als Breker-Werk angesehen. Aus dem für Kolbe sehr produktiven Jahr 1937 sind u.a. ferner: Hof der Statuen, Zarathustra (Entwurf für ein Nietzsche-Denkmal, 2,70 Meter hoch), Große Verkündung (1,60 m) und eine Mädchenstatue (1,65 m) für das Goethehaus in Frankfurt am Main.

Als Hauptexponent der idealistischen Aktplastik hat Kolbe seine Generation geprägt. Diese Richtung wurde schließlich ab 1936 von dem deutsch-französischen Bildhauer Arno Breker zur höchsten Vollkommenheit geführt. Breker hatte in noch größerem Maße als Kolbe das Glück, durch potentielle Auftraggeber seine Vision von der Großplastik zu realisieren. Ähnlich wie dem vorwiegend in Süddeutschland wirkenden Bildhauer Josef Thorak traf Breker nach Kriegsende der öffentliche Bann mit Zerstörung des größten Teils seines grandiosen Schaffens.

Kolbe, in den letzten Lebensjahren durch Sehprobleme behindert und zur Reduzierung seines Schaffens gezwungen, fand nach seinem Tod rasch einen Freundeskreis, der sein Andenken bewahrte.

 

 

Kolbe im Haus der Deutschen Kunst des „Führers"

 

Nur die privilegierten Künstler der Epoche hatten Zutritt zum Haus der Deutschen Kunst in München. Georg Kolbe war in den Jahren seines großen Schaffens immer dabei. Die Bronze Herabschreitender konnte 1941 im Kunst-Tempel der Nazis bewundert werden.

© Photo Kolbe-Archiv, EKS

 

Der Gesundheitszustand Kolbes und die Eigenbeschränkung seines Schaffens war der Grund, dass Kolbe ab 1944 nicht mehr mit neuen Werken an offiziellen Ausstellungen in der Nazi-Zeit vertreten war. Zwischen 1937 und 1943 war Kolbe stets in dem von Hitler gegründeten „Haus der Deutschen Kunst" in München mit Arbeiten präsent. In der von Hitler besuchten Ausstellung 1937 zeigte Kolbe die Monumentalbronze Junger Streiter, eine Skulptur mit Vorbildfunktion für die neue Bildhauergeneration des Dritten Reiches. In dieser NS-Ausstellung wurde Kolbes Arbeit im bevorzugten Saal 2 ausgestellt. Er gehörte mit der Nr. 15 zu den größten und repräsentativsten Räumen. Nach Überlieferung von Hitlers Architekt Albert Speer hatte der „Führer" angeordnete, die Werke von Kolbe „würdig und respektvoll" zu präsentieren.

Daraufhin erhielt Kolbe in den drei Folgejahren bis 1940 den gleichen privilegierten Standort für folgende Plastiken: Junges Weib (Bronze), Die Auserwählte (Bronze), Die Hüterin (Bronze), Die Amazone (Bronze), Flora (Bronze). Im Jahr 1941 war Kolbe mit der Bronze Herabschreitender vertreten. 1942 wurde Die Lauschende (Zinkguss) gezeigt. In der Großen Deutschen Kunstausstellung 1943 war Kolbe wieder mit drei Arbeiten in München dabei: Reichsarbeitsführer Konstantin Hierl (Zink), Jugend (Zink) und Sinnende (Zink). Die Beteiligung Kolbes an diese nach 1945 als Nazi-Kunst-Ausstellungen kritisierten Kulturpräsentationen ist u.a. durch jeweils eine ganzseitige Abbildung seines Werkes in den Ausstellungskatalogen dokumentiert.

 

© PROMETHEUS 2005

 

 

 Keep informed - join our newsletter:

Subscribe to EuropeanArt

Powered by www.egroups.com

 

Copyright 2005 West-Art

PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science.

Nr. 95, Spring 2005