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Rita Süssmuth 70 Jahre

Eine der bedeutendsten Frauen Europas nach 1945

 

Von Parlaments-Korrespondent John G. Bodenstein

 

Professor Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D., mit John G. Bodenstein, Präsident der Europäischen Kultur Stiftung, bei einer Ausstellungseröffnung im Museum Europäische Kunst Schloss Nörvenich (Landkreis Düren).

© Foto Marco-VG

 

Berlin (bpb) Rita Süssmuth beging am 17. Februar 2007 ihren 70. Geburtstag. Die Professorin und CDU-Politikerin gehört zu den bedeutendsten deutschen Frauen nach 1945 und zu den führenden Frauen des öffentlichen Lebens in Europa. Als Präsidentin des Deutschen Bundestages war sie ab 1988 zehn Jahre lang „der zweite Mann im Staat". Sie genießt hohes internationales Ansehen. Sie hat sich durch ihr Engagement für Menschenrechte, Frieden und Gerechtigkeit weltweit verdient gemacht.

Ihre politische Karriere begann Rita Süssmuth 1985, als sie Helmut Kohl erstmals in sein Kabinett berief. In zwei Kabinetten war sie als Bundesministerin für die Bereich Jugend, Familie und Gesundheit und später auch für Frauen zuständig.

Neben ihren Regierungs- und Parlaments-Ämtern hatte sie stets zahlreiche Ehrenaufgaben. Dies führt heute noch zu stauenden Fragen: wie schafft die zierliche Frau das eigentlich ?

Das Wirken von Rita Süssmuth ist positiv verbunden mit der deutsch-israelischen Aussöhnung, der deutsch-polnischen Verständigung und der Integration von Ausländern. Sie hat sich von Anfang an für ein Holocaust Denkmal in Berlin eingesetzt. Sie war eine Verfechterin der deutsch-französischen Versöhnung, der Europäischen Einigung sowie der deutsch-amerikanischen Freundschaft und Partnerschaft, wie sie Konrad Adenauer in die Wege leitete. Als Präsidentin des Deutschen Bundestags hatte sie zahlreiche offizielle Besuche in Russland und Ostblockstaaten gemacht, um freundschaftliche Beziehungen zu Deutschland auszubauen.

 

Stets große Wertschätzung bei der Bevölkerung

Als Vizevorsitzende des ZdK und des Familienbundes der Deutschen Katholiken hat sie Familien- und Bevölkerungspolitik maßgeblich mit gestaltet. Die streitbare CDU-Politikerin war vielen in der CDU/CSU oft in ihren Ansichten „zu links".

Süssmuth hat jedoch als „Lovely Rita" in der Bevölkerung hohe Zuneigung. Sie half dadurch, der Union Wahlen zu gewinnen. Sie galt mitunter mehr „als links als rechts" und deckte in der Union mehr die linke Wählerschicht ab. Ähnlich hatte die SPD-Politikerin Annemarie Renger gewirkt, die bei den Sozialdemokraten mehr als „rechtskonservativ" galt und entsprechende Wähler aus diesem demokratischen Spektrum für die Sozialdemokratie gewinnen konnte.

Rita Süssmuths Weg war häufig ein Ringen und Kämpfen. Sie wagte Widerspruch in der eigenen Partei und kam in Bedrängnis. Sie konnte sich jedoch auch gegen den Groll Kohls bis zum Ende seiner Amtszeit durchsetzen. Süssmuth kam tagespolitisch ins Wanken wegen einer so genannten Dienstwagenaffäre und Nutzung der Flugbereitschaft der Bundeswehr. Beides erwies sich letztlich als belanglos und unzutreffend. Übrigens wirken diese „Skandalchen" im Jahr 2007 eher lächerlich angesichts Verdächtigungen, Missbrauchs- und Korruptionsvorwürfen gegen namhafte Politiker von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen.

Rita Süssmuth kam auch in die Kritik im Zusammenhang mit dem Abtreibungsparagraphen, mit der Verbreitung von AIDS (heute Ehrenvorsitzende der Aids-Stiftung) sowie in ihren eigenen Partei- und Kirchenkreisen wegen des Eintretens für Kondome und Prävention

 

Einmal mehr aufstehen als Fallen

Als Süssmuth mit 65 Jahren freiwillig aus dem Bundestag ausschied, hätten Parteifreunde sie gerne als Nachfolgerin von SPD-Bundespräsident Johannes Rau gesehen. Das höchste Amt blieb der (wie Rau ebenfalls aus Wuppertal stammenden) intelligenten, weitsichtigen und in der Bevölkerung höchst populären Politikerin jedoch 2004 versagt. Angela Merkel, die spätere erste Bundeskanzlerin, setzte nämlich in der CDU/CSU ihren Wunschkandidaten Horst Köhler als Seiteneinsteiger durch. Dabei war für die zielstrebige Politikerin aus der ehemaligen DDR zum eigenen Nutzen die Erkenntnis ausschlaggebend: Zwei Frauen an der Spitze Deutschlands ist nicht durchzusetzen.

Kurz gesagt: Prof. Rita Süssmuth ist ein großartiger Mensch. Sie verdient und genießt auch höchsten Respekt bei vielen, die nicht immer mir ihrer Politik einverstanden waren. Ohne Rita Süssmuth und ihr Eintreten für die Rechte und Möglichkeiten der Frauen in der Gesellschaft wäre eine deutsche Kanzlerin Angela Merkel nicht denkbar. Das sollte die deutsche Regierungschefin niemals vergessen.

Noch etwas kann man von Rita Süssmuth lernen, nämlich ihrem Grundsatz zu folgen:„Einmal mehr aufstehen als fallen." Herzlichen Glückwunsch und Danke Professor Rita Süssmuth für alles, was Sie für die demokratische Gesellschaft getan und erreicht haben ! (14.02.07)

 

 

© PROMETHEUS 116/2007

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 116, February 2007