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Die Weisswurst aus Bayern hat 150. Geburtstag

Festlicher Empfang mit Staatsministerin Müller in Berlin

 

Von bpb-korrespondent Joe F. Bodenstein

 

Mythos Weisswurst" heisst das Buch von Peter M. Lill und Ludwig Margraf. Auf dem Titel trägt die Bronzefigur Bavaria in München (rechts) statt des Lorbeers einen Kranz aus Würsten. Links im Bild eine Strassenszene „Münchner Frühstück". Der Maler L. Stiller hat sie im letzten Jahrhundert gemalt.

Foto: Knürr-Verlag

 

Berlin / München (bpb) Die Bayern-Botschaft von Ministerpräsident Edmund Stoiber in Berlin gab aus Anlass des 150. Geburtstages der bayerischen Weisswurst einen Empfang. Staatsministerin Emilia Müller begrüßte am 10. Mai 2007 im Festsaal Prominenz aus Politik, Diplomatie, Gesellschaft und Wirtschaft. Darunter waren Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, die Medienberaterin Jutta Vogel und der „Oberste "Spezialitäten-Metzger" der Hauptstadt, Landesinnungsmeister Klaus Gerlach von der Fleischer-Innung Berlin/Fleischerverband Berlin-Brandenburg.

„Die Weisswurst ist die Primadonna unter den Würsten", verkündete CSU-Politikerin Müller unter Beifall. Heute sei diese Wurst auf allen Kontinenten bekannt. Deutsche Einwanderer haben die Wurst auch in die USA gebracht. Dort sei sie seit langem bei Heimatfesten deutschstämmiger US-Bürger ein großer Renner.

Die Erfindung der gekochten, weissfarbenen und spritzig-knackigen Wurst im überlieferten Jahr 1857 stellt sich in Bayern so dar: Mitten im Faschingshochbetrieb gingen Sepp Moser, Wirt der Bierwirtschaft «Zum ewigen Licht», am 22. Februar 1857 die Schafsdärme für seine Bratwürste aus. Er befürchtete Umsatzeinbussen. Um diese zu vermeiden griff der findige Wirt zu den noch vorhandenen, aber viel größeren Schweine-Därmen. Diese füllte er schließlich mit Kalbsbrät. Aus Angst davor, dass die Würste beim braten platzen könnten, legte Moser die neuartigen Würste nur in heisses Wasser. Nach den Erzählungen über Damals waren die Gäste von der Kreation begeistert und die „ Weisswurst" geboren.

Dass es schon vor dieser Zeit eine Art Weisswurst unter anderem in Hamburg und sogar in Frankreich gegeben habe, das geniert die Münchener-Weiss-Wurst-Freunde überhaupt nicht. Sie wird seit über 100 Jahren in Gedichten gefeiert und besungen. Dazu gehört das Münchner Weisswurstlied". Damit wird das begehrte Stück wie eine Frau gelobt: „Deine Form oh la la, dein Geruch, dein Geschmack fasziniert mich, deine Haut, sie ist so appetitlich."

 

Der hübsche, junge Boris Becker hat schon zu beginn seiner sportlichen Weltkarriere Weisswürste in München schnabuliert. Er war einer der ersten Preisträger des Wurst-Awards (Bild) in der Bayerischen Hauptstadt.

Foto: Knürr-Verlag

 

Becker, Hilton und der Papst sind Wurst-Fans

Die Autoren Peter M. Lill und Ludwig Margraf haben das Spitzenprodukt aus Bayern mit dem Buch gewürdigt:« Ein Einheitsrezept für das Kultgericht gibt es nicht, meint Lill. Doch die Formel laute etwa: Mehr als 50 Prozent Kalbfleisch, guter Rückenspeck vom Schwein und Schweineschwarte, Gewürze wie Petersilie, Zitronenschale, Salz und Pfeffer. Hinzu muss gestossenes Eis kommen, damit sich Fett, Wasser und Eiweiss vermischen.

Doch egal wie die Wurst gegessen wird, Verehrer findet sie immer wieder aufs Neue. So erklärte Hotel-Erbin Paris Hilton bei einem Besuch in München: „ This was the best I ever eat in Germany. I love it." . Der Heilige Vater Papst Benedikt XVI. liebt als Bayer diese Wurst. Alte Freunde bringen ihm gelegentlich entsprechende Geschenke mit nach Rom. Boris Becker hat schon als junger Kerl in München Weisswürste schnabuliert.

Nach Meinung der Bayern ist die Weisswurst bereits in göttliche Sphären vorgedrungen. So heisst es im Lied: «Wenn in Himmel ich komm, ja dann frag ich fromm: gibt's da Weisswürscht? Und der Petrus, der lacht: die sind kesselfrisch g'macht--hier bei uns.»

Auf Erden kümmert sich unterdessen eine Schutzgemeinschaft Münchner Weisswurst um Qualität und Ehre dieses Produkts. Man ist sogar bemüht, die Weisswurst weltweit schützen zu lassen. Und so wird gegessen: Die gebrühte Wurst-Köstlichkeit wird mit frischen Brezel und süssem Senf serviert und mit einem Weissbier (Weizenbier) begossen.

 

© PROMETHEUS 119/2007

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 119, May 2007