Bernd Eichinger wagt sich an ein Thema, das schon oft verfilmt wurde: Adolf Hitlers letzte Stunden in Berlin
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Berlin (bpb) Otto Günsche, der letzte Adjutant von Adolf Hitler, hat sich vom Filmprojekt Der Untergang" des deutschen Produzenten Bernd Eichinger distanziert. Ich arbeite an diesem Vorhaben nicht mit", betonte der letzte lebende Augenzeuge der letzten Stunden in der Reichskanzlei 1945 in Berlin. Auf die Frage nach seiner Zurückhaltung sagte Günsche wenige Wochen vor seinem 86. Geburtstag am 24. September 2003, er wolle nicht dazu beitragen, dass weitere Märchen über die NS-Zeit verbreitet" würden.
Eichinger gehört zu den derzeit erfolgreichsten Filmproduzenten. Er lebt in Deutschland und in Hollywood (Film: Resident Evil). Dort gehört er zu den prominentesten Deutschen. Der Film Der Untergang" soll vor allem auch in USA vermarktet werden.
Gleichzeitig kritisierte Günsche, dass die marktbeherrschenden TV-Sendeanstalten ARD und ZDF mit ihren Dokumentationen über die Nazi-Zeit Copyright und Persönlichkeitsrechte von Personen der Zeitgeschichte sowie Filmemacher und Fotografen aus der NS-Zeit verletzten. Sie bedienten sich in der demokratischen Gesellschaft nun des Materials nach dem Motto: Prominente der NS-Zeit haben in der Demokratie Deutschlands keine Rechte.
Otto Günsche, der mit Hitlers Chefsekretärin Gerda Christian (Daranowski) erst nach Hitlers Selbstmord den Führerbunker unter der Reichskanzlei an der Vossstrasse in Berlin verließ, wird am 24. September 86 Jahre alt. Er betonte, dass er den selbsternannten Hitlerexperten" wie etwa dem Autor Dr. Joachim Fest, niemals Interviews gegeben habe. Dies gelte auch für die Autorin Melissa Müller, die die Aufzeichnung von Hitlers jüngsten Sekretärin Traudl Junge verfasst und nach ihrem Tod veröffentlicht hatte. Die Autorin habe Frau Junge überbewertet. Sie sei die jüngste Sekretärin um Hitler gewesen. Hitler habe Sie meist als mein Kind" bezeichnet. Junge habe weder Einblick in den inneren Kreis gehabt noch die Fähigkeit besessen, in große Zusammenhängen zu erfassen. Die von Melissa Müller verbreitete Behauptung, Adolf Hitler habe Zyankali-Kapseln im Führerbunker verteilt, sei ein absoluter Unsinn". Damit sei Hitler nie befasst gewesen. So etwas hat der Führer niemals getan", sagte Günsche.
Film soll rund 14 Millionen Euro kosten
Der Film von Bernd Eichinger unter der Regie von Oliver Hirschbiegel soll nach Angaben der Produktion rund 14 Millionen Euro kosten. Die Außenaufnahmen finden im russischen Sankt Petersburg statt. In den Bavavria-Studios München sollen in einer Filmkulisse Führerbunker" die letzten Stunden Hitlers in der Reichskanzlei gedreht werden.
Kameramann ist nach Angaben der Produktion Rainer Klausmann. Für die zeitgenössischen Kostüme ist Claudia Bobsin verantwortlich. Das Szenenbild hat Bernd Lepel entworfen, das Casting von über 100 Sprechrollen besorgte Dorthe Braker, geschnitten wird der Film von Hans Funck und die Herstellungsleitung liegt in den Händen von Christine Rothe.
Die Aufarbeitung des tragischen Kapitels der deutschen Geschichte wird von einem Aufgebot deutscher Darsteller begleitet: Hitlers jüngste Sekretärin Traudl Junge wird von Alexandra Maria Lara dargestellt, Bruno Ganz spielt Hitler, Juliane Köhler Eva Braun, Ulrich Noethen wird als Himmler zu sehen sein, Ulrich Matthes als Goebbels und Corinna Harfouch als seine Frau Magda. Der Schauspieler Götz Otto spielt den Führeradjutanten Otto Günsche. Thomas Kretschmann stellt Hermann Fegelein dar und Heino Ferch ist als Albert Speer zu sehen.
Für die örtliche Durchführung der Produktion in St. Petersburg wurde die Globus Film Company verpflichtet. Gefördert wurde die auf 13,5 Millionen-Euro budgetierte Constantin Film Produktion vom FFF Bayern. Die TV-Rechte wurden von der ARD &endash; Erstes Deutsches Fernsehen unter der Federführung des NDR erworben. Die internationalen Kinorechte werden von EOS-Entertainment vertrieben. DER UNTERGANG soll am 16. September 2004 bundesweit im Verleih der Constantin Film in die Kinos kommen.
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